Ressourcen

Welche konkreten Maßnahmen ergreift BurdaDruck?

BurdaDruck ist ein zentraler Unternehmensbereich bei Hubert Burda Media und gleichzeitig als produzierendes Gewerbe für einen Großteil der CO₂e-Emissionen von HBM verantwortlich. Daher analysiert BurdaDruck schon seit den 90er-Jahren die Produktionsprozesse systematisch nach produktionsabhängigen Umweltaspekten und definiert Maßnahmen, wie möglichst umweltschonend und gleichzeitig qualitativ hochwertig gedruckt werden kann. Vorrangiges Ziel ist es, die natürlichen Ressourcen zu schonen. In der Praxis bedeutet das, dass der Materialeinsatz so weit als möglich reduziert wird, wiederverwertbare Materialien genutzt werden und das Prinzip der Kreislaufwirtschaft im Produktionsprozess implementiert ist. Dadurch erzielen wir eine wirkliche CO2e-Minderung, die über die rechtlichen Vorgaben hinaus geht.

 

3 Druckerei-Standorte, 320.000 Tonnen Papier, 100 Mrd. Seiten & 11.000 Tonnen Farbe pro Jahr

Ein erster Schritt war im Jahr 1996 die freiwillige Beteiligung an EMAS (damals Öko-Audit, jetzt Eco-Management and Audit Scheme), einem rechtlich verbindlichen Umweltaudit, anhand dessen jährlich die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungen des Unternehmens überprüft werden. BurdaDruck nimmt nicht zuletzt deshalb seit mehr als 25 Jahren so erfolgreich an EMAS teil, weil der gesamte Druckprozess in hocheffizienten Kreisläufen abläuft, angefangen von der Energieerzeugung bis hin zum Abfallmanagement. Hierbei ist das Papier die mit Abstand wichtigste Ressource im Druckprozess. Wir beziehen sämtliche Papiere ausschließlich aus nachhaltig bewirtschafteten, europäischen Wäldern. Seit 2022 ist das für Burda-Magazine verwendete Papier zu 100 Prozent PEFC- oder FSC-zertifiziert. Berechnungen des Corporate Sustainability-Teams haben gezeigt, dass die für Burda-Produkte verwendeten Papiere im Durchschnitt einen 30 Prozent geringeren CO₂e-Fußabdruck aufweisen als durchschnittliche grafische Papiere aus Deutschland – und sogar einen geringeren als der von manchen Recycling-Papieren.

 

Das bedeutet, das von Burda benutzte Papier ist nachhaltig?

Kurz gesagt: Ja. Dazu muss man zunächst wissen, das Holz ein CO₂-neutraler Rohstoff ist. Für die Produktion unserer Tiefdruckpapiere verwenden die Papierhersteller zum einen nur Holz aus zertifiziert nachhaltig bewirtschafteten, europäischen Wäldern. Für die Papierherstellung werden zum anderen keine Bäume gefällt oder Wälder gerodet, sondern ausschließlich Durchforstungsholz, Totholz und Sägewerksabfälle verwendet. Denn das Holz ausgewachsener Bäume ist viel zu wertvoll für die Papierindustrie und geht vor allem in die Bau- und Möbelindustrie. Mit der Erhebung unseres jährlichen Corporate Carbon Footprints geht auch ein regelmäßiger Austausch mit unseren Papierproduzenten einher, sodass wir eingebunden sind in die Nachhaltigkeitsziele der Papierindustrie, was den Strombezug aus erneuerbaren Quellen, eine Reduktion des Wassereinsatzes und eine minimale Wasserbelastung durch Chemikalien betrifft.

Print ist vor allem auch deshalb ein nachhaltiges Kommunikationsmedium, weil der Papierkreislauf in Deutschland sehr gut funktioniert. Unsere produktionsbedingten Papierabfälle werden zu annähernd 100 Prozent an die Papierfabrik zurückgeliefert und dort wieder in den Papierkreislauf eingeführt. Insgesamt liegt die Recyclingquote von grafischen Papieren in Deutschland bei weit über 80 Prozent (www.agrapa.de). Unser Altpapier ist ein begehrter Rohstoff für die Papierindustrie. Allerdings können die für unser Papier erforderlichen Altpapiere nur maximal 7-mal wiederverwendet werden. Deshalb muss dem Papierkreislauf kontinuierlich Frischfaser zugeführt werden. Unsere Tiefdruckpapiere haben verfahrensbedingt einen hohen Anteil an Frischfasern und sind daher ein wichtiger Rohstoff-Lieferant und für einen funktionierenden Papierkreislauf unerlässlich. Ein Recyclingpapier-Anteil von 100 Prozent ist also gar nicht das Ziel: Wollte man komplett auf Recyclingpapier umstellen, gäbe es laut WEF (World Economic Forum) nach rund sechs Monaten kein Papier mehr.

3D Illustration von einem Papierzyklus

BurdaDruck optimiert ständig seine Prozesse, Energienutzung und Logistik. Was bedeutet dies konkret?

Zur Nachhaltigkeit gehört nicht nur Papier, auch Farbverbrauch und Verpackungen spielen eine wichtige Rolle. Durch optimierte Prozesse haben wir erreicht, dass BurdaDruck in den vergangenen 10 Jahren beispielsweise die anfallende Altpapiermenge in Relation zum Druckvolumen um rund ein Fünftel reduzieren konnte. Altpapier und anfallende Plastikverpackung werden sortenrein getrennt und zu 100 Prozent der stofflichen Verwertung zugeführt.

Auch für Plastikfolie, die zum Beispiel für Paletten-Verpackung notwendig ist, haben wir 2020 eine umweltfreundlichere Alternative gefunden, die 50 Prozent weniger CO₂-Emissionen verursacht. Ebenso arbeiten wir seit Jahren an optimierten Verfahren im Druckprozess; so konnten wir den Farbverbrauch pro bedruckte Quadratmeter kontinuierlich um über 20 Prozent senken. Das in der Farbe enthaltene Lösemittel Toluol wird im Druckprozess zu über 98 Prozent zurückgewonnen und für die Herstellung neuer Farbe wiederverwendet. Die Druckzylinder befinden sich in einem fortdauernden Kreislaufsystem durch die Produktionsstätten der Druckerei, da sie nach dem Drucken zur Wiederverwendung neu aufbereitet und die benötigten Rohstoffe Kupfer und Chrom wiederverwendet werden können.

 

 

Gibt es weitere Möglichkeiten, abgesehen vom nachhaltigen Materialeinsatz, CO₂-Emissionen zu reduzieren?

Eine nachhaltige Strategie im Bereich Energie ist ein sehr großer Hebel, um positiv auf die Treibhausgasemissionsbilanz einzuwirken. Auch im Bereich der Logistik arbeitet BurdaDruck mit Partnern zusammen, welche kontinuierlich in die Modernisierung der Fahrzeuge investieren und somit einen entscheidenden Beitrag zum verantwortungsbewussten Umgang mit den endlichen Ressourcen liefern.

 

Ist es nachhaltiger, eine Zeitschrift als E-Paper zu lesen oder als Print-Version?

Das kommt darauf an. Auf der einen Seite ist maßgeblich, welches Papier für die Zeitschrift verwendet wird und wie diese hergestellt wird. Beispielsweise machen der Standort der Papierherstellung sowie die dort verwendete Energie einen Großteil der Emissionen aus. Werden etwa die Papiere mit Wasserkraft hergestellt und in einer Druckerei ganz in der Nähe verarbeitet, fallen hier sehr wenige Emissionen an. Wird dagegen bei der Herstellung der Papiere zum Beispiel mit Braunkohle Energie erzeugt und diese durch mehrere Länder transportiert, bis sie bei dem zuständigen Verlag ankommen, entstehen hier sehr viele Emissionen. Auf der anderen Seite kommt es auf das digitale Endgerät und eine Vielzahl an Fragen an: Wurde das Tablet vor allem für das Lesen von Zeitschriften/den Medienkonsum gekauft? Welche Energie nutzt der Verbraucher? Um welches Gerät handelt es sich? Wird WLAN beim Lesen der Zeitschriften verwendet? Wie lange wird das Gerät verwendet und wird es dann recycelt? Eine Zeitschrift kann problemlos über das Altpapier entsorgt und im besten Fall zu 100 Prozent wiederverwertet werden. Bei digitalen Endgeräten steht das Stichwort „Seltene Erden“ im Fokus der Kreislaufwirtschaft. Es gibt also vielfältige Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Ein direkter Vergleich der beiden Medien ist deshalb sehr schwierig.

Insgesamt muss die Erkenntnis sein: die Papierherstellung und der Druck benötigen Energie und verbrauchen Ressourcen. Aber dies tun die Herstellung und Speicherung digitaler Medien auch, nur sind die Prozesse dort viel intransparenter. Und der deutsche Strommix ist keineswegs CO₂-neutral. Jede Cloud ist auch eine CO₂-Wolke.

 

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