Soziales Engagement
13.12.2023

Burda bewegt... mit Alice Hölder

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Viele Burda-Mitarbeitende engagieren sich ehrenamtlich oder sozial, übernehmen Verantwortung und helfen in ihrer Freizeit anderen Menschen. Dieses Herzens-Engagement wollen wir hier vorstellen. Heute berichtet uns Alice Hölder, Redakteurin bei Lisa, Aktuell für die Frau und Mehr für die Frau im BurdaVerlag, wie sie zu ihrem Herzensprojekt in Nepal gekommen ist, wie sie dafür mal eben einen Verein gegründet hat und welches Schicksal sie ganz besonders berührt hat. 

Wie kamst Du auf die Idee zu Deinem ehrenamtlichen Engagement? 

Mein Herzensprojekt habe ich nicht gesucht, es hat mich gefunden. Seit 2011 reise ich immer wieder nach Nepal, ich fand Freunde vor Ort und verliebte mich mehr und mehr in dieses wunderbare Land in Südasien und die Menschen dort. 2015 war ich genau vier Wochen von einem weiteren erfüllenden Aufenthalt zurück, als mich die Nachricht ereilte: Nepal liegt in Trümmern. Ein Erdbeben der Stärke 7,8 zerstörte Häuser und ganze Dörfer. 10.000 Menschen starben. Hunderttausende wurden obdachlos.

Ich wusste sofort: Es hätte auch mich treffen können. Also begann ich direkt am nächsten Tag Spenden zu sammeln, um die Katastrophenhilfe meiner nepalesischen Freunde Sampanna und Uttara zu unterstützen. Tag für Tag fuhren sie in die verwüsteten Dörfer. Sie bauten Notunterkünfte und verteilten Lebensmittel.

Und dann hast Du mal eben einen Verein gegründet?

Nicht sofort. In den Jahren nach der Katastrophe verwirklichte ich zusammen mit Sampanna und seiner Frau Uttara als Partnern vor Ort ganz unterschiedliche Projekte: Wir bauten für zwei Familien ihre Häuser wieder auf, wir stellten für rund 7.000 Menschen eine Versorgung mit sauberem Trinkwasser auf die Beine und da für uns jedes Leben zählt, ermöglichten wir Patienten in Not die medizinische Behandlung.

Besonders wichtig wurde es für uns, Kindern aus ärmsten Verhältnissen die Chance auf Bildung zu geben, indem wir ihnen den Schulbesuch finanzieren. Sie sind die Zukunft ihres Landes. Die können sie aber nur gestalten, wenn sie lesen und schreiben können. Im ersten Jahr waren es zehn, 2016 bereits 15 und 2022 haben wir fast 1.000 Kindern den Unterrichtsbesuch ermöglicht.

Ja, was klein anfing, wuchs – mir auch immer mal über den Kopf. Irgendwann wurde mir klar: Ich möchte mit Gleichgesinnten einen Verein gründen. Im Januar 2018 wurde „Dautari – Friends for Future e.V.“ als gemeinnützig ins Vereinsregister eingetragen. Zeitgleich haben Sampanna und Uttara in Nepal eine NGO gegründet. Seither steht unsere Partnerschaft auf sicheren Beinen.

Was wolltest Du konkret erreichen und bist Du mit dem Ergebnis zufrieden?

Dautari heißt Freund. Der Name soll Programm sein. Wir möchten uns für das Recht der Menschen einsetzen, ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Würde zu führen. Während der Corona-Krise zum Beispiel bedeutete das ganz konkret: Sie vor dem Hungertod zu bewahren. Viele Menschen in Nepal arbeiten als Taglöhner. Während der strengen Lockdowns hatten sie keinerlei Verdienstmöglichkeiten!

2020 haben wir für unsere Lebensmittel-Nothilfe 39.000 Euro ausgegeben und damit fast 10.000 Menschen ernährt. Später haben wir medizinisches Personal mit Schutzausrüstungen ausgestattet und eine national viel beachtete Aufklärungs-Kampagne durchgeführt. Die Bereitschaft unserer Spender, Menschen in Not zu helfen, hat mich tief berührt und sehr motiviert!

Was ist das Schönste daran, anderen Menschen zu helfen?

Die Arbeit für Dautari macht mich lebensdankbar! Wenn ich die Not in Nepal sehe, werden meine eigenen Probleme ganz klein. Ich spüre dann deutlich, welch ein Glück ich habe, in einem reichen Land geboren zu sein. Es gibt Kraft, Mut und Selbstvertrauen zu erleben, dass man etwas bewegen kann. Das Schönste ist aber immer noch das Lächeln auf den Gesichtern der Kinder, die wir unterstützen.

Welches Schicksal hat Dich dabei am tiefsten berührt?

Das ist definitiv unser Sudip. Ich habe den Junge 2016 bei meinem ersten Projektbesuch in Nepal kennengelernt. Er war einer der ersten Schüler, die wir unterstützten. Er kam etwas zu spät zu unserem Treffen und weil kein Stuhl mehr frei war, setzte er sich sofort auf meinen Schoß.

In den folgenden Jahren hing er Uttara, Sampanna und auch mir bei jedem Besuch in seinem Dorf am Rockzipfel. Im Mai 2018 erschien er nicht zum Schulbeginn. Er war verschwunden. Auf hartnäckige Nachfragen hin erzählte man uns, dass seine alleinerziehende Mutter an Aids verstorben ist. Ein Tabu in Nepal. Ihr Kind musste fast bis zum Schluss ihr Leid mitansehen! Über den Verbleib des kleinen Sudips konnte man uns nur sagen, dass ihn „eine Organisation“ mitgenommen habe.

Es dauerte drei Monate, bis wir ihn in einem recht verwahrlosten christlichen Waisenhaus gefunden haben. Man wollte den Jungen aber nicht herausrücken. Erst als Sampanna von seiner Mutter erzählte, erlaubte man ihm, mit Sudip zu einem HIV-Test zu gehen. Als der positiv war, stellten die Betreiber des Waisenhauses die wenigen Habseligkeiten des Jungens schnell vor die Tür. Uttara und Sampanna übernahmen die Vormundschaft für Sudip und brachten ihn in einer Einrichtung für HIV-betroffene Kinder unter, wo er wie in Nepal üblich eine kostenfreie medizinische Versorgung (auf westlichem Niveau) bekommt.

2019 besuchte ich ihn dort und fand ein traumatisiertes Kind vor, das nicht sprach. Bei meinem Besuch 2022 kam mir ein fröhlicher Junge entgegen, der mir gleich sein Zimmer zeigen und mit mir Ball spielen wollte! Als ich ging, umarmte er mich und flüsterte: Please, come back. Ich versprach ihm, dass wir ihn niemals im Stich lassen werden.

Wie vereinbarst Du Ehrenamt und Deinen Beruf bei Burda? 

Direkt nach dem Erdbeben war meine damalige Chefin sehr großzügig, was meine Arbeitszeit anging. Ich war flexibel und konnte auch im Büro immer wieder mit meinen Partnern in Nepal kommunizieren und für sie nach Hilfsangeboten vor Ort suchen: Wo gibt es noch Babynahrung und Verbandsmaterial? Wo sind Zeltplanen erhältlich? Da ich freitags nicht arbeite, habe ich Zeit, die ich in mein Herzensprojekt investieren kann.

Bekommst Du auch Unterstützung vom Arbeitgeber?

Ja. 2018 erhielt ich für meinen Einsatz den Burda-Ehrenamtspreis und ein Preisgeld von 5.000 Euro. Zudem veranstalten meine Kolleginnen in unregelmäßigen Abständen Basare, bei denen sie Beauty-Produkte, die sie zum Testen erhalten haben, günstig verkaufen. Mitte Juni habe ich einen Buchverkauf in einem Konferenzraum im Medienpark durchgeführt. Den Raum durfte ich kostenfrei nutzen! Der Erlös solcher Aktionen landet als Spende auf dem Dautari-Konto!

Wie kann man Deine Mission am besten unterstützen?

Mit Spenden! Wir werden nicht aufhören, uns für die Menschen in Nepal zu engagieren! Ihr könnt uns gerne auf dautari.de unterstützen.

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Weitere Impressionen & Downloads

Alice im Jahr 2017 gemeinsam mit Schulkindern, die den Unterricht lieben © HBM

Bis 2022 ermöglichte der Verein fast 1.000 Kindern den Schulbesuch © HBM

Alice bei der Einweihung des Wasserspeichers, der für rund 7.000 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser bedeutet © HBM

Unsere Burda-Kollegin reist schon seit 2011 nach Nepal - hier sieht man sie bei ihrem ersten Klosterbesuch © HBM

Ehrenamt und Beruf sind mehr als vereinbar - Alice wurde 2018 mit dem Burda-Ehrenamtspreis für ihr Engagement gewürdigt © HBM

Mit dem Preisgeld für den Burda-Ehrenamtspreis konnte sie ihr Herzensprojekt weiter unterstützen © HBM

Im Januar 2018 wurde „Dautari – Friends for Future e.V.“ als gemeinnützig ins Vereinsregister eingetragen. Dautari heißt Freund. Der Name ist Programm © HBM

Auch Nepal war von der Corona-Krise betroffen, neben Lebensmitteln und Medizin hat der Verein eine nationale Aufklärungskampagne organisiert © HBM

Mit der Lebensmittel-Nothilfe konnten zu Corona-Zeiten fast 10.000 Menschen ernährt werden © HBM

Das Schicksal von Sudip hat Alice sehr berührt. Sie hat ihm versprochen, ihn niemals im Stich zu lassen © HBM

Alice gemeinsam mit Patient Furba in Nepal © HBM

Sampanna und Uttara haben 2016 in Nepal eine NGO gegründet und arbeiten seither gemeinsam mit Dautari © HBM

Sampanna und Alice 2016 © HBM

Alice gemeinsam mit Santoshi und Sachina © HBM

Alice besucht ihr Herzensprojekt regelmäßig, um vor Ort zu unterstützen, wie hier in 2022 © HBM

Das Haus von Samir wurde bei dem Erdbeben 2015 zerstört - Alice half mit Dautari beim Wiederaufbau © HBM

2019: Alice mit Samir in der Notunterkunft © HBM

Ein Gruppenprojekt: Der Wiederaufbau des Hauses der Familie Santoshi © HBM

Kinder sind die Zukunft ihres Landes. Diese können sie aber nur gestalten, wenn sie lesen und schreiben können © HBM

Gut versorgt: Schülerinnen beim Mittagessen © HBM

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Kerstin Lallinger, Project Manager Publishing Premium im BurdaVerlag, über ihr Herzens-Projekt. Wie Sie auch helfen können, erfahren Sie hier!

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