Vergangene Woche liefen, radelten, wanderten, skateten und spazierten Kolleg:innen in ganz Deutschland für ein gemeinsames Ziel: mit jedem Kilometer Geld für die Kids der TRIBUTE TO BAMBI Stiftung zu sammeln.
Verantwortung übernehmen und gemeinsam etwas bewegen – dafür stehen Burda und seine Mitarbeitenden. In der Reihe „Burda bewegt“ stellen wir Kolleg:innen und ihre Herzensprojekte vor, für die sie sich sozial engagieren. Heute berichtet Philine Lietzmann, Contentstrategist Finance & Video bei BurdaForward, über ihr Engagement bei der Bergwacht . Sie verrät typische Fehler, die Wanderer in den Bergen machen, zeigt ihre schönsten Routen auf und spricht über Frauenpower bei der Bergwacht.
Witzigerweise über ein Interview, dass ich mit Judith Williams für Focus Online geführt habe. Sie sagte, wenn jeder 10 Prozent seiner Zeit investieren würde, um anderen zu helfen, wäre die Gesellschaft eine bessere. Das ist mir im Kopf geblieben und als ich dann an den Tegernsee gezogen bin, dachte ich könnte ein Ehrenamt mit meiner Bergleidenschaft verbinden und außerdem ein paar coole Leute kennenlernen. Das hat sehr gut funktioniert.
Alle möglichen Berufe vom Busfahrer über die Versicherungsmaklerin bis zum Elektriker oder dem Ingenieur. Altersmäßig ist es ebenfalls eine breite Mischung von Studenten bis zu Großvätern. Natürlich gibt es die, deren Familie seit Jahrzehnten bei der Bergwacht ist, aber es gibt auch die Mediziner, die ihr Wissen im Ehrenamt anwenden wollen oder Bergsteiger, die ihre Bergerfahrung einbringen und denen das Medizinische neu ist. In unserer Bereitschaft sind außerdem etwa ein Drittel der Einsatzkräfte Frauen, was relativ viel ist. Durch diese Mischung ergeben sich immer wieder spannende Gespräche über Gott und die Welt. Das fließt stark in meine Arbeit als Journalistin ein – nicht als Quelle, aber ich habe immer diese Gruppe Menschen im Hinterkopf, wenn ich meine Artikel schreibe.
Ich komme eigentlich aus dem Rheinland und wohne seit zwölf Jahren in Bayern. Mit meinen Eltern war ich früher im Urlaub Wandern oder Skifahren, aber so richtig ist meine Leidenschaft parallel zu meinem Beruf gewachsen, da waren die Berge immer eine gute Möglichkeit den Kopf freizubekommen. Heute suche ich dort neben der Ruhe und der Freiheit, dieses großartige Gefühl ständig über sich hinauszuwachsen und mit jeder Saison stärker zu werden und schwierigere Berge zu besteigen.
Bei uns im Gebiet bin ich am liebsten auf der Neureuth. Es gibt viele Wege für die meisten Könnensstufen und ich kann von zuhause mit dem Fahrrad hinfahren. Meistens gehe ich am Donnerstag zum Hüttenabend, an dem Tag hat die Alm bis 22 Uhr auf. Da hat man nach einem Arbeitstag noch mal ausgelüftet, sieht womöglich einen schönen Sonnenuntergang, kann noch mal die Aussicht genießen und bekommt ein leckeres Abendessen. Besonders empfehle ich den Kaiserschmarrn – ich behaupte, er ist der Beste im Alpenvorland. Sollte das jemand anders sehen, freue ich mich über Hinweise per Mail.
Als Bergwacht urteilen wir nicht über unsere Patienten, jeder hat seine Gründe die Bergwacht zu rufen. Ich kann aber als Bergsteigerin nur jedem raten, die Tourenplanung ernst zu nehmen: Wie wird das Wetter, wie sind die Bedingungen auf dem Weg, sind meine Tourenpartner dem gewachsen und wie lange werde ich brauchen? Dabei sollte man sich nicht von den Tourenbeschreibungen im Internet verleiten lassen, Gehzeiten sind oft subjektiv, die Bedingungen ändern sich teilweise täglich und das Wetter ist im Sommer mit der Gewittergefahr auch eine Sache für sich. Wer merkt, dass er zu langsam, oder dem Weg nicht gewachsen ist oder dass ein Gewitter aufzieht, braucht einen Plan B, den er möglichst schon vor dem Abmarsch aufgestellt haben sollte. Außerdem würde ich jedem raten, ein bis zwei Alu-Rettungsdecken mitzuführen. Man glaubt gar nicht, wie schnell es einem kalt wird, wenn man auf Rettung warten muss – selbst wenn man nicht verletzt ist.
Ich bin noch nicht lang genug dabei, um wirklich das bewegendste Erlebnis zu haben. Ich lerne in jedem Einsatz viel dazu und freue mich jedes Mal, wenn ich jemandem in Not helfen kann. Der Respekt und die Dankbarkeit, die einem in der Regel entgegengebracht wird, ist wirklich ein großer Antrieb.
Also zum einen kann man sich selbst bei der Bergwacht engagieren, wenn man an den Bergen wohnt und gut klettert und Ski fährt. Anwärter sind in fast allen Bereitschaften gern gesehen und es gibt kein offizielles maximales Alter. Ich habe mit 32 Jahren die Ausbildung gestartet. Zum anderen kann man natürlich spenden, z. B. unter https://www.bergwacht-bayern.de/rottach-egern.html. Zwar müssen Patienten unsere Einsätze bezahlen, aber viel Material, Ausrüstung und Ausbildungen finanzieren wir über Spenden. Was ich als Unterstützung außerdem sehr zu schätzen wüsste, wäre, wenn sich herumspräche, dass die Bergwacht den Rettungsdienst zu 100 Prozent ehrenamtlich stemmt. Das ist vielen Menschen nicht bewusst. Wenn ich unter der Woche in Uniform an einer Einsatzstelle ankomme, heißt das, dass ich keine 30 Minuten vorher noch am Computer im Homeoffice saß und alles stehen und liegen gelassen habe, um zu dem Einsatz zu fahren. Diese Zeit bekomme ich nicht bezahlt, sondern ich hole sie nach, sobald ich wieder zu Hause bin. Meine „echte“ Arbeit muss ja auch getan werden.
Ich bekomme von meinem Arbeitgeber aktuell alle Unterstützung, die ich mir wünschen kann. Das ist vor allem das Verständnis dafür, dass ich regelmäßig von jetzt auf gleich losmuss und dann auch eine Weile weg bin. Ich versuche zeitkritische Aufgaben bei der Arbeit zu priorisieren, es gibt ja auch andere Kameraden. Dennoch kommt es regelmäßig vor, dass ich in den Einsatz gehe. Und es kommt auch mal vor, dass ich mein Homeoffice in die Bergwacht verlege, wie auf dem Aufmacherfoto oben. Zu wissen, dass mein Arbeitgeber da auf meiner Seite steht, gibt mir viel Sicherheit.