Cliqz-Gründer Jean-Paul Schmetz erklärt im Interview unter anderem, warum die Suchtechnologie von Cliqz ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Brave ist.
Das Münchener Start-up Cliqz, ein deutscher Anbieter von Browser-, Privatsphäre- und Suchtechnologien, konzentriert sich ab 1.5.2020 auf zwei Geschäftsbereiche und schließt die Bereiche Browser- und Suchtechnologien. Von der Umstrukturierung betroffen sind 45 Mitarbeiter, für die derzeit individuelle Lösungen gesucht werden.
Die Cliqz GmbH wurde 2008 von Jean-Paul Schmetz gegründet mit der Vision eines offenen Internets, in dem die Menschen die Kontrolle über ihre Daten haben und nicht für wirtschaftliche Interessen ausspioniert und manipuliert werden. Cliqz ist angetreten, Browser und Suche zusammenzuführen und so die Benutzeroberfläche des Internets neu zu gestalten. Experten aus rund 30 Ländern haben seitdem in München innovative Software entwickelt mit dem Ziel, die Nutzer so direkt wie möglich zum Ziel zu bringen und dabei ihre Privatsphäre zu wahren. Seit Mai 2013 ist das Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung von Hubert Burda Media.
„Mit unseren Innovationen haben wir bewiesen, dass es technisch möglich ist, den dominanten Techplattformen aus den USA datenschutzfreundliche Produkte made in Germany entgegenzusetzen. Wir haben eine vollkommen unabhängige Suchmaschine entwickelt und betrieben, mit der wir uns klar von vielen anderen abgesetzt haben, deren Produkte nicht auf eigenen Technologien aufbauen. Burda hat uns hierbei über Jahre intensiv begleitet und mit viel Mut und Optimismus dabei unterstützt, unsere Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Wir haben jedoch gegen einen übermächtigen Gegner wie Google, der den Markt in jeglicher Hinsicht dominiert und abschottet, langfristig keine Chance. Wir bedauern es sehr, uns von Kolleginnen und Kollegen verabschieden zu müssen, die uns mit viel Engagement und Herzblut bei unserer Vision unterstützt haben.“
Jean-Paul Schmetz, Cliqz-Gründer
„Wir haben über Jahre in Cliqz investiert, weil wir der Überzeugung sind, dass Europa eine eigene digitale Infrastruktur braucht, um zukunftsfähig zu bleiben. Ohne die hierfür notwendigen politischen Strukturen auf europäischer Ebene kommen wir gegen die Übermacht der Tech-Riesen aus den USA und China jedoch nicht an. Hinzu kommt, dass durch die Corona-Pandemie ein weitreichendes Innovationsprogramm in Europa auf absehbare Zeit nicht zu erwarten ist, so dass wir alleine diesen Weg nicht länger vorantreiben können. Ich bedauere dies sehr, denn die grundsätzliche Idee, ein Gegengewicht zu USA und China im europäischen Suchsektor zu etablieren, ist nach wie vor die richtige.“
Paul-Bernhard Kallen, Burda-CEO
Die 100-prozentige Cliqz-Tochter Ghostery unter Leitung von Jeremy Tillman bündelt auch künftig die Kompetenzen von Cliqz im Bereich Anti-Tracking. Ghostery spürt Tausende von Tracking-Skripten auf und macht sie unschädlich. Cliqz hatte im Februar 2017 den weltweit führenden Anti-Tracking-Anbieter mit rund 8 Millionen Usern übernommen und seitdem diverse Produktneuheiten vorangetrieben, unter anderem die bisherige Anti-Tracking-Technik mit neuen Methoden auf der Grundlage Künstlicher Intelligenz kombiniert.
Zusätzlich wird ein Expertenteam aus Cliqz heraus gebildet, das sich insbesondere um technische Fachfragen wie Künstliche Intelligenz, Suche und den Einfluss von Technologie auf Medien kümmert.
Die Bereiche Browser- und Suchtechnologien werden heruntergefahren. Für die Cliqz MyOffrz GmbH (Myoffrz) unter Führung von Lukas Jakobs und Richard Weber wird derzeit eine Eingliederung innerhalb von Burda geprüft. Myoffrz bietet eine völlig neuartige Werbeform des Browser-based Performance Marketings an. Marken und Agenturen können mit Myoffrz den Konsumenten hoch relevante Angebote im Internet unterbreiten, die sehr genau den individuellen Interessen oder sogar Echtzeit-Kaufabsichten entsprechen. Dieses Targeting ist nicht nur vollständig DSGVO-konform und auch im Hinblick auf ePrivacy und eine cookie-freie Welt zukunftssicher, es lässt personenbezogene Daten gar nicht erst entstehen.