DLD-Gründerin Steffi Czerny wurde von Ministerpräsidenten Markus Söder mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Digitalpreises B.DiGiTAL 2024 ausgezeichnet.
Ist das goldene Zeitalter des Journalismus vorbei? Mit dieser zentralen Frage startete die Moderatorin und Ex-Bild-Chefredakteurin Tanit Koch das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen der CEOs Paul-Bernhard Kallen (Hubert Burda Media) und Mathias Döpfner (Axel Springer) am Ende des DLD Europe-Konferenztages in Brüssel. „Demokratie kann nicht ohne guten Journalismus überleben und vice versa“, erklärte Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen. Man müsse weiterhin an neuen Erlösströmen arbeiten, aber ein grundsätzlicher Pessimismus sei nicht angebracht.
Für Döpfner hingegen ist das bestehende System für Journalismus komplett zerbrochen. Er sieht die Branche an einem Wendepunkt, denn die wahren, goldenen Zeiten des Journalismus stünden noch bevor. „Eine neue Generation an Journalisten wird sich über die nächsten Jahrzehnte etablieren mit Modellen, die den digitalen Journalismus um ein Vielfaches besser machen als den analogen Journalismus“, so Döpfner.
Für den Springer-Chef steht fest: Digitaler Journalismus wird sich über die nächsten Jahre monetarisieren. Neben Programmatic und Native Advertisting setzt Springer hierbei schon seit Jahren auf ein Bezahlmodell, an dem Döpfner nach wie vor festhält. „Es braucht einfach Zeit, dieses Modell durchzusetzen und natürlich Personen, die hieran glauben“, so der Springer-CEO.
Für Kallen können traditionelle Medien auch online enorme Umsätze erzielen.
„Ich sehe nicht, warum klassischen Medien der Shift von Print zu Online nicht gelingen soll. Natürlich gibt es Raum für neue, 'Digital Only'-Marken, den auch wir nutzen. Den Trend zum Aussterben der traditionellen Medien sehe ich jedoch nicht. Es geht vielmehr um einen kombinierten Ansatz aus Print- und Online-Journalismus.“
Paul-Bernhard Kallen, Burda-CEO
Dass gute Journalisten in der Zukunft zu Plattformen wie Facebook abwandern könnten, beunruhige ihn keineswegs. „Es ist ein großer Unterschied, ob man für ein Unternehmen arbeitet, das primär auf das Sammeln von Daten ausgerichtet ist, oder in einem Umfeld, das guten Journalismus fördert und schützt wie wir.“
Große Einigkeit zeigten beide Vorstände bei dem Thema Verlegerrecht. Zum Hintergrund: Das europäische Verlegerrecht soll Verlage in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Suchmaschinen und Aggregatoren versetzen und dazu beitragen, die Erlöse entlang der journalistischen Wertschöpfungskette fair zu verteilen. Seit zwei Jahren wird über die Vorschläge der Kommission heftig gestritten.
Kallen stellte klar, dass es beim Presseleistungsschutzrecht nicht um die von Lobbyisten häufig proklamierte Bestrafung von US-Plattformen ginge. „Es ist wichtig, der gefährlichen Monopolbildung von Plattformen entgegenzuwirken, um Wertschöpfungsketten offen zu halten und Innovationen zu ermöglichen“, so Kallen.
„Wir sehen das Verlegerrecht nicht als Allheilsmittel für zukünftige Erlöse, sondern als Schutz der Intellectual Property“, ergänzte Döpfner. „Da Journalismus vermehrt digital stattfindet, braucht es diese gesetzlichen Rahmenbedingungen, damit digitale Businessmodelle in der Zukunft überhaupt funktionieren können.“
Das gesamte Panel ist über den DLD-Facebook-Kanal @dldconference als Video verfügbar.