Steffi Czerny und Maria Furtwängler holen Expert:innen aus Politik, Technologie, Wirtschaft und Kultur auf die DLD Nature Bühne, um Allianzen zu schmieden und gemeinsam an Lösungen für den Schutz der Biodiversität zu ar…
Unser Gehirn nutzt Denkmuster als Filter für unsere komplexe Umwelt. Was in der menschlichen Evolution nützlich war, kann jedoch unsere zwischenmenschliche Zusammenarbeit beeinträchtigen und eine vorschnelle Kategorisierung unserer Mitmenschen verursachen.
Neben gesellschaftlichen Auswirkungen wie Rassismus und Diskriminierung führen sie auch in der Zusammenarbeit im Unternehmen zu Benachteiligung oder Bevorzugung einzelner Personen(-gruppen). Um das zu verhindern, sensibilisiert Psychologin Corinna Beetz in der Personalentwicklung bei Burda mittels Workshops und Vorträgen zum Thema „Unbewusste Denkmuster“. Darin skizziert sie die Entstehung, Folgen und Veränderung dieser Muster.
Anlässlich des heutigen „Diversity Days“ gibt Corinna Tipps für eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit.
Bei der Wahrnehmung von Personen oder Objekten greifen wir immer auf unbewusste Denkmuster zurück. Wir verarbeiten mindestens 95 Prozent unserer Umwelteindrücke unbewusst, um Energie zu sparen. Es würde sonst viel zu lange dauern, z.B. einen Apfel von einer Birne zu unterscheiden. Unser Gehirn scannt blitzschnell die Eigenschaften eines Objekts und ordnet es in eine Kategorie ein – z.B. „rund“, „hat einen Stiel“ und „rötlich-gelblich“ -> das muss ein Apfel sein. So funktionieren Denkmuster.
Genauso nutzen wir sie auch, wenn wir zum Beispiel ein Lächeln in einem menschlichen Gesicht erkennen. Hier müssen wir nicht jeden Gesichtszug analysieren, sondern wissen auf einen Blick, um welche Emotion es sich handelt. Auch hier greifen wir also auf unbewusste Denkmuster zurück.
Genauso, wie wir den Apfel kategorisieren, tut unser Unbewusstes das auch bei Menschen. Dies wird jedoch einer komplexen menschlichen Persönlichkeit nicht gerecht und führt zu Schubladendenken. Wenn wir zum Beispiel unbewusst älteren Menschen technische Inkompetenz unterstellen, werden wir sie weniger für Digitalisierungsprojekte heranziehen – die Kategorisierung führt also zu unfairen Entscheidungen, die nicht auf der tatsächlichen Kompetenz, sondern Stereotypen basieren. Genauso kommt es auch im kollegialen Verhalten zu einem unfairen Umgang miteinander.
Wir können uns sicher sein, dass wir immer und zu jeder Zeit in Denkmustern denken. Vor allem dann, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht aktiv darauf lenken, unsere Denkmuster zu hinterfragen. Das unbewusste Denken stellt unseren „automatischen“ Denkmodus dar und läuft immer mit, wenn es nicht bewusst unterbrochen wird.
Da unser bewusstes Denksystem Energie kostet, sollten wir keine wichtigen Entscheidungen unter Zeitdruck oder Erschöpfung fällen. Außerdem ist es wichtig, aktiv zu hinterfragen, welche Denkmuster wir haben und inwiefern diese unsere Entscheidungen beeinflussen könnten.
Außerdem sollte man gezielt hinschauen, wenn man eine Abneigung gegen eine Person spürt: Aus welchem Grund empfinde ich diese Abneigung? Was führt dazu und wie sieht mein eigener Anteil daran aus? Gebe ich der Person überhaupt die Chance, meine Meinung zu ändern?
Mein Psychologiestudium an der Uni Tübingen hatte den Schwerpunkt kognitive Psychologie. Dadurch haben wir uns sehr viel mit Denkprozessen beschäftigt. Außerdem habe ich während meines Studiums, sowie meiner Weiterbildung zur systemischen Beraterin sehr viel über Perspektivübernahme gelernt und bin der Meinung, dass Personen für ihr Verhalten meistens einen guten Grund haben. Deshalb ist mir ein vorurteilsfreies Miteinander und die Gerechtigkeit für Menschen aller Diversitätsdimensionen sehr wichtig.