Volontär:innen des Jahrgangs 2023 haben sich selbst übertroffen. Hier kommen die journalistischen Startups 2025.
Was macht eine starke Reportage aus? Sie beobachtet genau, stellt kluge Fragen, taucht tief in Details einer vielleicht unbekannten Welt ein – und bringt den Leser:innen Lebensrealitäten nah, die sonst oft im Verborgenen bleiben.
Genau das ist den drei Gewinner:innen des diesjährigen Reportage-Wettbewerbs der Burda Journalistenschule gelungen.
Mit feinem Gespür für Details begleitet Gina die Dragqueen Florine Tree durch Alltag und Auftritt und schafft dabei ein warmes Porträt eines Menschen, der mutig seinen Weg geht. Flo findet in Würzburg die Freiheit, die ihm in seinem Heimatdorf fehlte. Als Dragqueen Florine Tree steht er heute auf der Bühne – ein Ausdruck seiner Identität und Selbstakzeptanz. Der Weg dorthin war lang: Nach seinem Outing fand er in der queeren Community Rückhalt. Mit Geduld und Offenheit tritt er für mehr Sichtbarkeit und Toleranz ein.
Wer geht eigentlich in einen Rageroom und was passiert dort? Diese Frage hat sich David gestellt und begleitete Sonja und Michael, während sie ihrer Wut freien Lauf ließen. Bewaffnet mit Baseballschläger und Axt zertrümmern sie Geschirr und eine Autotür. Was nach Zerstörung klingt, hat System: Wut wird hier bewusst erlebt, kanalisiert und fast schon zelebriert. Der Trend aus Japan und den USA erreicht nun auch Deutschland – als Ventil für Frust, aber auch als Erlebnis mit bleibender Erinnerung.
Greta verbrachte eine Nacht in einem Berliner Kältebus. Sie begleitet Esther und Markus dabei, wie sie obdachlosen Menschen Schutz, Wärme und Hilfe bringen. Die Schichten sind lang, die Begegnungen intensiv: eine Frau auf dem Bordstein, ein Mann im Auto, ein weiterer Mann im Treppenhaus. Nicht alle nehmen Hilfe an, manche brauchen nur Suppe, andere ein Gespräch. Doch jeder Einsatz zählt. Ihre Mission: Niemand soll erfrieren.
Leben retten, jede Nacht (893,9 KB)
Begleitet wurden die Volontär:innen von den erfahrenen Dozentinnen und Journalistinnen Elisabeth Schmidt (ZDF) und Friederike Oertel (DIE ZEIT), die insgesamt 16 Reportagen betreuten und daraus sechs Beiträge für die Endauswahl nominierten. Bewertet wurden die Texte schließlich von einer hochkarätig besetzten Jury: Patricia Riekel (ex. Chefredakteurin von BUNTE und InStyle), Anke Helle (freundin), Kaja Reim (Guter Rat/Super Illu) und Thomas Tuma (Focus Magazin).
Die Bewertungen der Jury basierten auf einem detaillierten Kriterienkatalog, der unter anderem Themenwahl, Recherche, Sprache, Dramaturgie und Gesamteindruck beinhaltet. Besonders gefragt waren klare Kernaussagen, ein fesselnder Aufbau mit „Magic Moments“ und eine Sprache, die nicht nur informiert, sondern berührt. So wurden Reportagen ausgezeichnet, die sowohl handwerklich überzeugten als auch nachhaltig im Gedächtnis blieben.
„Der Journalismus wird immer schneller und knapper. Mit unserem Reportage-Wettbewerb wollen wir ein Zeichen für einige unserer wichtigsten Aufgaben setzen: Vertiefung, Einordnung und die Kunst des Erzählens" sagt Nikolaus v. der Decken, Leiter der Burda Journalistenschule.
Bei der Preisverleihung in München wurden sie mit Blumen und Amazon-Gutscheinen geehrt – und vor allem mit Anerkennung für ihre journalistischen Leistungen.