DLD Campus Karlsruhe
03.07.2018

Digital Twins, Roboter und Visionen

Was haben Schmetterlinge, Data Security, menschenähnliche Roboter und fliegende Taxis mit Karlsruhe gemeinsam? All das sind Technologien, die bereits in wenigen Jahren unseren Alltag verändern werden, Technologien, die derzeit in Baden entstehen und weltweit für Aufmerksamkeit sorgen.

Da liegt es nahe, dass Europas wichtigste Digitalkonferenz DLD mit ihrem Ableger DLD Campus dem Standort Karlsruhe einen Besuch abstattet. DLD-Gründerin Steffi Czerny eröffnete gestern zusammen mit Peter Weibel, dem Leiter des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) die eintägige Konferenz. Umgeben von digitalen Kunstwerken und einen Steinwurf entfernt von der digitalen Elite von Morgen, die in der Sommerhitze für ihr Studium büffelt, rief Steffi Czerny den Teilnehmern zu: „In Karlsruhe und der Region gibt es ein innovatives dynamisches Ökosystem, dem es gelingt Unternehmergeist, Plattformkompetenz und Know How zu bündeln. Damit vereint Karlsruhe die drei Kernthemen von DLD: Digital, Life and Design.“

„Europa wird nie ein Silicon Valley!“

Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für Haushalt und Personal erinnerte am Anfang der Konferenz die Teilnehmer an die Stärken der Europäischen Union: „Europa wird nie ein Silicon Valley werden, weil es zu viele Zentren hat. Deshalb spielt Vernetzung eine große Rolle. Europa ist multikulturell, ein friedlicher, offener, liberaler Kontinent. Helfen Sie mit, dass Europa, ein Projekt in der Krise, von uns gemeinsam gestärkt wird. Denn kein EU-Staat ist allein genug.“ Oettinger mahnte gleichzeitig, dass angesichts des Ausscheidens Großbritanniens aus der EU diese Vernetzungen nicht verloren gehen dürfen: „Ein kluger partnerschaftlicher Brexit ist wichtig, damit wir Großbritannien wissenschaftlich nicht verlieren“. Schließlich befänden sich weltweit führende Universitäten in England.

Roboter, die auf Menschen starren

Wenn es nach Tamim Asfour, Professor für Humanoide Roboter am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) geht, ist es künftig durchaus denkbar, dass Roboter als Haushaltshilfen und Köche den Alltag erleichtern. Zusammen mit seinem Team entwickelt Asfour sogenannte ARMAR Roboter, die bereits jetzt eine Reihe von komplexen Tätigkeiten ausführen, ihre Besitzer beobachten, laufend neue Handlungen imitieren und sich selbst beibringen. Nach dem harmonischen Bild der Zukunft von Asfour, in dem Mensch und Maschine Hand in Hand arbeiten, beleuchten Autor und Internetkritiker Andrew Keen und Torsten Kröger (KIT) auf der DLD-Bühne das Thema aus einer anderen Richtung. Keen legt dabei seinen Finger tief in die Wunde und scheut sich nicht vor unangenehmen Fragen. Werden wir alle arbeitslos? Und was passiert, wenn die Flut privater Informationen in die falschen Hände gerät?

Leicht wie ein Flügelschlag

Schmetterlinge haben Menschen schon immer mit ihrer farbenfrohen und einzigartigen Gestalt bezaubert. Dimitrije Stepanenko von der Universität Belgrad macht sich die biologische Komplexität und Einzigartigkeit der Falter zunutze und schafft einzigartige, nicht wiederholbare Strukturen, mit denen digitale Technologien verschlüsselt werden können. Die so entstehenden Sicherheitscodes sind unmöglich zu kopieren und sollen digitale Technologien vor Hacker-Angriffen schützen.

Hype trifft Realität

Am 13. Juli 2016 starrten plötzlich alle auf ihre Smartphones und liefen wirr umher: Das mobile Spiel Pokemon Go hatte in nur 19 Tagen rund 50 Millionen Smartphones erobert. Heute erinnern wir uns noch vage an die digitalen Tierchen. Ein Trend, der so schnell ging wie er kam. Im Panel „Managing Uncertainty“ sprachen Olaf Zeitnitz, VisualVest, Gerhard Kreß, Siemens Mobility und Patrick Bernau, Frankfurter Allgemeine Zeitung, über die Unsicherheit, die mit der voranschreitenden Digitalisierung einhergeht.

Man vs. Machine

Künstliche Intelligenz liegt in der Luft: Technologie hat bereits ein hohes Level erreicht – im Zentrum der Diskussion stehen nun gesellschaftliche Fragen. Über diese unterhielten sich Holger Volland (THE ARTS), Ludger Pfanz (Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe), Barbara Deml (KIT) und Anja-Maria Meister (Universität Bayreuth). In welchen Bereichen vertrauen wir dem Urteilsvermögen von Maschinen und wo möchten wir nicht auf den menschlichen Kontakt verzichten?

Digital Twin

Um sogenannte Digital Twins ging es im Panel von Gerhard Thomas (Burda Digital Systems), Alexander Gerfer (Würth Elektronik eiSos Group), Jivka Ovtcharova (KIT) und Hendrik Schmidt (linkit e.V.) auf der DLD-Bühne. Ein Digital Twin ist eine digitale Darstellung von Gegenständen und Systemen. Er bildet Prozesse und Werkstücke virtuell ab. Zunächst wird der Twin modelliert, um anschließend Simulationen damit durchführen zu können. Letztlich kann im digitalen Zwilling ein gesamter Lebenszyklus eines Produktes abgebildet werden. Die Vertreter aus den Bereichen Lehre, Wirtschaft und Industrie sind sich über das enorme Potenzial Deutschlands einig – alle vier Bereiche müssen eng miteinander an der Weiterentwicklung von Digital Twin zusammenarbeiten.

Up in the Air!

Städte wachsen immer schneller, gleichzeitig wollen mehr Menschen in kürzester Zeit von A nach B. Überfüllte Busse und Bahnen sowie Autostaus sind die Folge. Stefan Klocke aus Bruchsal richtet seinen Blick in den Himmel und sieht dort die Lösung für das Problem: Mit dem Volocopter, eine Art überdimensionierte Drohne, möchte Klocke bald Personen befördern und setzt damit neue Maßstäbe für die Mobilität der Zukunft. Bereits in fünf Jahren werden die ersten Großstädter mit Volocoptern durch die Lüfte sausen, nimmt Klocke an. Die weltweite Nachfrage nach seinen Fluggeräten bestätige ihn in seiner Arbeit.

Die zahlreichen Themen des ersten DLD Campus in Karlsruhe boten auch über das Bühnenprogramm hinweg noch viel Gesprächsstoff. Beim Barbecue am Abend ließen die Teilnehmer den Konferenztag zu elektronischen Beats der Syntheziser-Band Ströme ausklingen und nutzten die stimmungsvolle Atmosphäre zum Ideenaustausch und Networking.

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Weitere Impressionen & Downloads

Jörn Müller-Quade (KIT)

Steffi Czerny (DLD Gründerin) und Frank Mentrup (Oberbürgermeister Karlsruhe) beim VIP-Dinner in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Günter H. Oettinger: „Europa wird nie ein Silicon Valley werden, weil es zu viele Zentren hat. Deshalb spielt Vernetzung eine große Rolle."

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