Steffi Czerny und Maria Furtwängler holen Expert:innen aus Politik, Technologie, Wirtschaft und Kultur auf die DLD Nature Bühne, um Allianzen zu schmieden und gemeinsam an Lösungen für den Schutz der Biodiversität zu ar…
Bereits zum vierten Mal empfing DLD-Gründerin Steffi Czerny rund 300 Teilnehmer zur DLD Europe-Konferenz in der Bayerischen Vertretung bei der EU in Brüssel. Rund ein Jahr nach Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) startete die Konferenz mit einem Wake-up-Call. „Warum erlauben wir den großen Internetkonzernen, vollständige Profile mit persönlichen Daten über uns zu erstellen und sie ohne Einschränkung zu nutzen?“ Mit dieser Frage richtete sich Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen eindringlich an die Teilnehmer. Den Nachrichtendienst Whatsapp bezeichnete er als einen „Daten-Staubsauger“, der prinzipiell alles speichere – vom Standort bis zur Dauer eines Kontakts. Kallen fragte weiter: „Wollen wir alle vollständig transparent für eine Handvoll Menschen sein?“
Die eindeutige Antwort: Nein! Das zeigt eine neue, repräsentative Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach, die im Rahmen der Konferenz von Anne Niedermann vorgestellt wurde. Die Studie legt nahe, dass Whatsapp, Google & Co möglicherweise von Millionen Nutzern rechtswidrig Daten erhoben haben.
„Wenn User dazu aufgefordert werden, ihre Zustimmung zu AGBs von Internetdiensten zu geben, sorgt dies für negative Gefühle. Die derzeit verbreiteten Einverständniserklärungen frustrieren die User, denn sie fühlen sich dazu verpflichtet, diesen zuzustimmen, ob sie wollen oder nicht.“
Anne Niederman, Instituts für Demoskopie Allensbach
Facebook profitiert von seiner Marktmacht
Über Datenschutz diskutierte auch Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer, unter anderem mit Christina Colclough von dem Dachverband Uni Global Union, der weltweit rund 20 Millionen Gewerkschafter vertritt.
„Die Marktdominanz schützt Facebook davor, Skandale wie Cambridge Analytica zu überleben. Denn so lange es keine wirklichen Alternativen gibt, die einen besseren Datenschutz versprechen, bleiben wir bei den Plattformen, die wir bislang genutzt haben. Würde mich jemand fragen, ob ich meine persönlichen Daten an jemand anderes weitergeben möchte, würde ich dem niemals zustimmen. Hier muss mich die Politik noch viel mehr schützen!“
Christina Colclough, Uni Global Union
Unicorns made in Europe
Mit Nicolas Brusson (Bla Bla Car) und Johannes Reck (Get Your Guide) nahmen die Gründer von zwei europäischen Unicorns aus Frankreich und Deutschland auf der DLD-Bühne Platz. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, stellten sie klare Forderungen an die EU: „Wir haben in Europa im Vergleich zu den USA und China nur ein Bruchteil des Investmentkapitals zur Verfügung. Hier muss sich etwas tun“, erklärte Brusson.
„Talenten geht es heute vielmehr um Unternehmensanteile als ein hohes Fixgehalt. Derzeit können wir aufgrund regulatorischer Vorgaben kein Aktienpaket anbieten. Das ist ein großer Unterschied zu den USA und macht es uns schwer, Talente für unser Unternehmen zu gewinnen. Politiker fordern immer von uns, dass wir die nächsten Unicorns aus Deutschland und Europa heraus bauen. Das würden wir ja gerne tun, aber ohne die passenden politischen Strukturen ist dies schlichtweg nicht möglich.“
Johannes Reck, Get Your Guide
Es ist Zeit für einen dritten Weg!
Trotz aller großer Herausforderungen, vor denen die EU steht, machte DLD Europe aber auch eines: Mut! Denn Europa hat die Chance, seinen eigenen Weg in der Digitalisierung zu gehen neben dem Staatsinternet in China und dem Datenkapitalismus aus den USA. Vertrauen, Offenheit und das Verständnis für den Konsumenten sollten hier wichtige Parameter sein, so Journalistin Jennifer Schenker (The Innovator). Dies unterstrich auch EU-Kommissarin Mariya Gabriel:
„In der EU verfolgen wir einen Ansatz in der Digitalisierung, der den Menschen ins Zentrum stellt. Hieran müssen wir weiterhin festhalten, in unsere Talente investieren und für größtmögliche Transparenz sorgen! Denn EU-Bürger müssen wissen, wo, wann, warum und wofür ihre Daten erfasst werden.“
Mariya Gabriel, EU-Kommissarin
Auch EU-Kommissar Günter H. Oettinger appellierte an eine noch stärkere, länderübergreifende Zusammenarbeit in der Digitalisierung, um eine Chance gegenüber China und den USA zu haben.
Brüsseler Spätsommernacht in bester Gesellschaft
Anschließend an die DLD-Konferenz kamen rund 400 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien bei der siebten „Burda…SummerNight“ auf den Terrassen des Restaurants „Kwint“ zusammen, um den Abend vor der beeindruckenden Kulisse der Grand Place ausklingen zu lassen. Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen sowie die Vorstände Philipp Welte und Andreas Rittstieg begrüßten unter anderem EU-Haushaltskommissar Günther H. Oettinger und den bayrischen Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich. Auch die Abgeordneten des Europäischen Parlaments erschienen zahlreich, darunter Axel Voss, Angelika Niebler, Markus Ferber und Andreas Glück sowie Svenja Ilona Hahn, Bernd Lange, Marlene Mortler und Andreas Schwab, um nur einige zu nennen.
Einheit von Journalismus und Demokratie
„In Brüssel entscheidet sich, ob unsere vitale, reichhaltige Medienlandschaft auch unter den veränderten Marktbedingungen des 21. Jahrhunderts eine Zukunft hat. Unsere Aufgabe ist es, der Politik klarzumachen, dass es ein unauflösbares Band gibt zwischen dem freien Journalismus und der Kraft einer Demokratie.“
Philipp Welte, Burda-Vorstand
Dabei geht es auch um die Wettbewerbsgleichheit mittels eines politischen Rahmens, den es in Deutschland und Europa zu setzen gilt – ein Rahmen, in dem sich auch US-Konzerne bewegen müssen, wenn sie als Akteure im europäischen Raum agieren wollen.
Weit nach Mitternacht ging ein langer, intensiver Tag von Burda in Brüssel zu Ende. Bis zum nächsten Jahr im politischen Herzen Europas!
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