In dieser neuen Serie erzählen Burda-Führungskräfte, welche großen Fehler sie in ihrer Karriere gemacht - und was sie daraus gelernt haben. Den Anfang macht Petra Fonda mit einer gescheiterten Marketing-Kampagne.
Im Oktober reisten Beatrice von Keyserlingk und Carolin Nagler von der Christian-Liebig-Stiftung nach Malawi, um vor Ort das 20. Jubiläum des Vereins zu feiern. Focus-Online-Chefreporter Göran Schattauer begleitete sie. Ein Reisebericht.
Jede Reise, die mich als Reporter in die Welt führt, hat ihre unvergesslichen Momente. Ob in den Slums von Nairobi, im kriegszerstörten Mostar oder am Ground Zero in New York. Immer gibt es Begegnungen, die sich tief in mein Gedächtnis einbrennen.
Im Oktober dieses Jahres durfte ich nach Malawi fliegen. Gemeinsam mit Beatrice von Keyserlingk (Vorsitzende CLS) und Carolin Nagler (CLS Geschäftsstelle) besuchte ich Schulen und Wohnheime, die mit Hilfe der Christian-Liebig-Stiftung e.V. in den vergangenen 20 Jahren entstanden sind.
Die Recherche ging mir ans Herz. Schon deshalb, weil Christian mein Kollege beim Focus-Magazin war. Er arbeitete im Ressort Ausland, ich schrieb über Themen in Deutschland. Wir begegneten uns in Konferenzen, im Flur, in der Kantine.
Am 7. April 2003 wurde er während eines Reportereinsatzes im Irak von einer Rakete getroffen. Die Nachricht von seinem Tod traf uns alle ins Mark.
20 Jahre später betrete ich mit seiner damaligen Verlobten Beatrice von Keyserlingk einen Klassenraum im Süden Malawis. Beim Blick zur Tafel, auf der noch die Kreide-Aufzeichnungen der letzten Stunde stehen, wird mein Atem schwer. Dort hängt ein Foto von Christian. „1967–2003“.
1967 – in dem Jahr wurde auch ich geboren. Ich muss schlucken, fühle Schmerz und Traurigkeit.
In den kommenden Tagen begegne ich Christian überall. Sein Name leuchtet am Straßenrand und an Eingängen von Schulen. Sein Porträt schmückt Klassenräume und Wohnheime.
Wie viel er den Menschen bedeutet, erlebe ich während einer Feier in Liwiro, wo vor 20 Jahren die erste Schule gebaut wurde, die den Namen des Focus-Journalisten trägt. „Christian Liebig ist hier!“, ruft ein Redner ins Mikrofon. „Er lebt weiter unter uns!“
Das geht nicht nur mir nahe, auch Beatrice von Keyserlingk ist gerührt. Sie sagt: „Christian wäre glücklich, wenn er sehen könnte, wie es hier voran geht“.
Sie und ihr Team haben schon viel geschafft. Tausende Kinder, die mit ihren Familien in bitterer Armut lebten und ohne Perspektive waren, haben jetzt eine Chance. Sie lernen schreiben und lesen, können studieren und ein besseres Malawi aufbauen.
Ich spreche mit früheren Schülern, die heute als Hebamme, Mineningenieur oder Schweißtechniker arbeiten. Sie sind stolz auf das Erreichte. Und sie sind dankbar. Noch heute nennen sie Beatrice liebevoll „Mama“.
Besonders beeindruckt hat mich Esther Chikupira. Schon als Kind beschloss sie, sich und ihre Familie aus der Armutsfalle zu holen. Barfuß, oft mit leerem Magen lief Esther kilometerweit zur Grundschule, wo sie unter miserablen Bedingungen lernte. Ihr größtes Glück sei die Aufnahme in eine Christian-Liebig-Sekundarschule gewesen, erzählt sie mir.
„Wenn ich diese Möglichkeit nicht gehabt hätte, wären alle Türen für meine Zukunft verschlossen geblieben“, sagt Esther. Mittlerweile hat sie einen Bachelor-Abschluss im Bereich Nachhaltigkeits- / Agrarwissenschaften und will bald eigenes Geld verdienen.
Nicht nur Esthers Beispiel zeigt mir: Die Arbeit der Christian-Liebig-Stiftung ist richtig und wichtig, auch wenn sie einer Sisyphusaufgabe gleicht. Beatrice von Keyserlingk und ihr Team leisten „bewundernswerte Arbeit“, bestätigt mir Ute König, die deutsche Botschafterin in Malawi.
Viele Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf. Etwa die Szene, als Beatrice von Keyserlingk und der Direktor einer staatlichen Grundschule durch marode Klassenzimmer mit kaputten Bänken und Stühlen laufen – Hand in Hand.
Oder die Rede von Häuptling Kunthembwe aus der Gemeinde Nkuyu. Er preist den Schulbau in seiner von der Zivilisation abgeschnittenen Region als „wahres Geschenk“. Keine andere Hilfsorganisation wagte sich an diese Aufgabe. Nur die Christian-Liebig-Stiftung.
Am Ende meiner Reportagereise ist mir klar: Der Münchner Verein wird nur einen Bruchteil der Probleme lösen, unter denen Malawi leidet. Aber jedes einzelne Kind, das mit Hilfe der sinnvoll investierten Spenden eine Schule besucht, ist ein Erfolg. Ein Lichtblick.
Genau das hat mein Kollege Christian gewollt.
Göran Schattauer
Chefreporter Focus online
Du möchtest noch mehr über die Reise erfahren? Hier geht´s zur ausführlichen Reportage auf Focus Online.
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