Christian-Liebig-Stiftung e.V.
11.05.2022

Engagement für Kinder in Malawi

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Ohne das ehrenamtliche Engagement des gesamten Teams wäre die von Beatrice von Keyserlingk gegründete Christian Liebig-Stiftung e.V. heute nicht das, was sie ist. Es sind Herzensmenschen, die sich vor Ort in Entwicklungsländern wie Malawi engagieren und dazu beitragen, dass die Kinder dort Bildungschancen und damit auch eine bessere Zukunft haben. Über 22.000 Kindern wurde so eine (Grund-)Schulbildung ermöglicht. Einige der besten Absolvent:innen der Sekundarschule studieren heute an renommierten Universitäten des Landes, viele andere haben hochwertige Ausbildungen angetreten und abgeschlossen.

Eine Zukunftsperspektive durch Bildung

Auch Ute Woratsch engagiert sich mit Leidenschaft für die Bildungsprojekte in Malawi. CLS-Vorstandsvorsitzende Beatrice von Keyserlingk heißt die ehrenamtliche Helferin im Namen des gesamten Teams jetzt als neues Vorstandsmitglied herzlich willkommen: „Seit Jahren ist Ute Mitglied bei uns und wir hatten stets einen engagierten Austausch. Als sie sich Anfang 2021 mit neuen Ideen bei mir meldete, lag es für mich auf der Hand, ihr einen Vorstandsposten anzubieten. Zum Glück hat sie zugesagt!“ Ute Woratsch war glücklich und stolz zugleich: "Als frisch gewähltes Vorstandsmitglied dieses Vereins freue ich mich sehr auf meine Arbeit für die CLS. Ich will und werde mit ganzem Herzen aktiv sein!" Und Malawi braucht die Hilfe der ganzen Unterstützer:innen gerade mehr denn je. Denn am 24. Januar wurde das Land von dem Zyklon Ana getroffen und ganze Landstriche standen unter Wasser. Dörfer und Felder wurden in Seenlandschaften  verwandelt, Straßen überflutet, Brücken weggespült, Häuser barsten förmlich unter den Wassermassen. 200.000 Menschen sind betroffen, es fehlt an Nahrung, Kleidung und Unterkünften. Auch hier sind Spenden mehr als willkommen. Mit 100 Euro kann ein ganzes Haus wiederaufgebaut werden. Im Interview verrät Ute Woratsch, wie sie zur Christian-Liebig-Stiftung e.V. kam und wie die Hilfe für andere auch ihr eigenes Leben bereichert hat.

Wie kam Sie als Münchnerin zu Ihrem Engagement in Südostafrika?

Mit Malawi, seinen Menschen und Besonderheiten kam ich erstmals 2006 in Kontakt, eher zufällig. Ich war 23, mitten in den Abschlussprüfungen zur Designerin und habe spontan dem Vorschlag meines Berufsschullehrers zugestimmt, mit ihm nach Malawi zu reisen. Erst danach habe ich nachgesehen, wo dieses Land überhaupt liegt. Ich war hoch motiviert, als frisch diplomierte Schneidermeisterin an der dortigen Berufsschule etwas zu bewegen. Viele Schulungen und ein Design-Projekt mit der besten Modenschau meines Lebens kamen dabei heraus, am Ufer des Malawisees, begleitet von Live-Gesang und Klatschen. Nach zwei Wochen reiste mein Lehrer ab. Und ich blieb allein. Für weitere zweieinhalb Monate.

Wie konnten Sie den Menschen vor Ort in Malawi helfen?

Als Assistenzlehrerin wurde ich dort wirklich dringend gebraucht. Aufgrund des Lehrer:innenmangels hatte ich mehr als genug zu tun: Teilweise saßen 70 Jugendliche und junge Erwachsene vor mir. Viele sprachen kein Englisch und ich war die erste Weiße, zu der sie Kontakt hatten. Es hat gedauert, bis ich als weiße, unerfahrene, junge Kollegin an der Schule akzeptiert wurde. Aber mit Geduld – eine Sache, die ich nicht nur durchs Busfahren gelernt habe – haben sich viele Türen und Herzen geöffnet. In Malawi ist das Schneiderhandwerk traditionell ein Männerberuf. Frauen heiraten meist sehr früh und bekommen Kinder. Viele meiner Schülerinnen waren sehr talentiert, motiviert und kreativ, hatten große Träume, wollten den Beruf von der Pike auf lernen, um sich selbstständig machen zu können. Da konnte ich gut ansetzen. Wir haben gemeinsam an Tretnähmaschinen genäht, Maschinen repariert, Schnitte gezeichnet und traditionelle Stoffe aus Baumwolle zu tollen Kleidern, Röcken, Hosen und Blusen verarbeitet.

Was hat Sie bei Ihrem ehrenamtlichen Engagement am meisten bewegt?

Die wunderbare Herzlichkeit und Offenheit vieler Menschen mir gegenüber, das berühmte „warm heart of Africa“, hat mich sehr berührt und ist in meinem Herzen fest verankert. Ich bin in diesen Wochen viel durchs Land gereist, jedes Wochenende hat mich jemand anderes seiner Familie vorgestellt und ich war auf einer Hochzeit eingeladen. Die Lebenslust und der Stolz der Malawis haben mich beeindruckt und langjährige Freundschaften entstehen lassen. Mit einigen dieser Menschen konnte ich tolle Ideen entwickeln, wie wir denjenigen vor Ort helfen können, denen es finanziell oder gesundheitlich nicht so gut geht. Eine davon ist das Hygieneprojekt mit dem Arzt Chisomo Tumeo an Sekundarschulen, wo wir über den Umgang mit dem Coronavirus aufklären.

Was ist das Wichtigste bei der Entwicklungshilfe?

Bildung und Hilfe zur Selbsthilfe sind der einzige Weg aus der Armut und in die Eigenständigkeit – davon bin ich nicht nur durch diese erste Reise nach Malawi überzeugt. Viele weitere folgten, auch in andere Länder. Faire Löhne, gute, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, die Einhaltung der Menschenrechte – für viele von uns ist das alles selbstverständlich, weil wir es nicht anders kennen. Aber um die Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen, was wirklich gebraucht wird, muss man genau hinsehen, sich selbst überzeugen, aktiv sein. Dieser ganzheitliche Aspekt ist auch der Kerngedanke der Christian-Liebig-Stiftung. Mit meiner Tätigkeit im Vorstand schließt sich für mich der Kreis von meinen Anfängen in der Entwicklungshilfe bis heute auf vortreffliche Weise.

Als was arbeiten Sie eigentlich hauptberuflich?

Ich bin Gruppenleiterin in den Oberlandwerkstätten bei München und begleite dort Menschen mit Behinderungen bei ihrer Teilhabe am Arbeitsleben. Dadurch bekommen Menschen mit eingeschränkten Chancen einen sicheren Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt. Andere Menschen glücklich zu machen, ist für mich das schönste Geschenk.

Möchten Sie sich auch engagieren und die Christian Liebig-Stiftung unterstützen? Hier können Sie mit einer Spende helfen

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Deutsch-malawische Freundschaft: Mit dem Arzt Chisomo Tumeo macht CLS-Vorstandsmitglied Ute Woratsch Aufklärungskampagnen an Schulen in Malawi, um medizinisches Grundwissen zu vermitteln (c) Christian-Liebig-Stiftung e.V.

Viele Häuser in Malawi wurden durch den Zyklon zerstört, viele Familien haben alles verloren (c) Christian-Liebig-Stiftung e.V.

 Die meisten Menschen vor Ort können sich den Wiederaufbau ihrer Häuser nicht leisten (c) Christian-Liebig-Stiftung e.V.

Ute Woratsch ist neues Vorstandsmitglied bei der Christian Liebig Stiftung (c) Christian-Liebig-Stiftung e.V.

Ute Woratsch erklärt Frauen ein Näh-Projekt in Malawi, damit sie das Schneiderhandwerk erlernen können (c) Christian-Liebig-Stiftung e.V.

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In diesem Jahr ist vieles anders. Auch in der Entwicklungshilfe. Davon weiß Beatrice von Keyserlingk, die Gründerin der Christian-Liebig-Stiftung e.V. (CLS), ein Lied zu singen.

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Die Christian-Liebig-Stiftung setzt sich aktuell sehr stark für den Bau von Brunnen für ihre Grundschulen in Malawi ein.

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