DLD-Gründerin Steffi Czerny wurde von Ministerpräsidenten Markus Söder mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Digitalpreises B.DiGiTAL 2024 ausgezeichnet.
Volles Haus in Brüssel: Bereits zum zweiten Mal begrüßte DLD-Gründerin Steffi Czerny gemeinsam mit der Bayerischen Staatsministerin Beate Merk die rund 300 Teilnehmer am Vormittag des 4. Septembers zu DLD Europe in den Räumlichkeiten der Vertretung des Freistaates Bayern bei der EU.
„Als europäische Konferenz sind wir besorgt darüber, wie die EU immer mehr in die Kritik gerät. Wir glauben fest an die europäische Idee und wollen mit DLD Europe eine offene Plattform für mehr Optimismus und interdisziplinäre Diskussionen schaffen.“
Steffi Czerny, DLD-Gründerin
Washington diskutiert, Brüssel handelt
Wie wichtig Brüssel als Dreh- und Angelpunkt ist, machte Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen deutlich, der in seiner Keynote John Frank, Microsoft-Chef in Brüssel, zitierte: „Brüssel ist das Regulierungszentrum für die IT-Industrie. Washington DC diskutiert über diese Themen, aber lässt den Diskussionen kaum Taten folgen. Brüssel hingegen handelt.“ Laut Kallen bringt dieses Zitat von Frank auf den Punkt, warum Burdas Innovationskonferenz seit 2016 auch in Belgiens Hauptstadt vertreten ist.
Weniger Fußball, mehr Internet
Wo steht Europas Internetwirtschaft im weltweiten Vergleich? Glaubt man Clark Parsons, Geschäftsführer der Internet Economy Foundation, die 2016 als parteiübergreifende Stiftung zum Dialog mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gegründet wurde, hinkt Europa im internationalen Vergleich deutlich hinterher und konzentriert seine Kompetenzen zu sehr auf die Automobilbranche, den Finanzsektor oder den Fußball. Deshalb sei es laut Parsons höchste Zeit, auf dem Weltmarkt aufzuholen und an den Erfolg des schwedischen Musikstreaming-Dienstes Spotify anzuknüpfen, der es in diesem Jahr als erste europäische Firma in die Top 20 der erfolgreichsten Internetfirmen weltweit schaffen könne.
Kein Exit vom Brexit
Mit Spannung erwartet wurde der Auftritt von Martin Selmayr, Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und mächtigster Beamter in Brüssel. Selmayr, der nicht selten polarisiert und in Regierungskreisen als „enfant terrible“ gehandelt wird, verteilte gleich zu Beginn seines Talks mit Jan Wolf Schäfer, Ressortleiter Politik und Wirtschaft beim Focus, einen Seitenhieb in Richtung USA: „Der europäische Weg, Politik zu machen, läuft sicherlich nicht über Twitter wie in anderen Ländern.“ Die Ära Trump sei eine Herausforderung für die EU, aber es wären auch positive Effekte zu bemerken, da wichtige Partner Amerika zunehmend den Rücken kehrten und so neues Kapital nach Europa komme. Im Hinblick auf die Brexit-Verhandlungen vertritt Selmayr eine eindeutige Position: „Der Brexit war eine dumme Entscheidung, die allerdings nicht rückgängig zu machen ist. Einen Exit vom Brexit wird es nicht geben.“
Das Thema Brexit stand auch bei der Diskussion von EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger und Ludwig Siegele ("Economist") im Fokus. Oettinger zeigte sich erstaunt darüber, wie viele Medien und Behörden in England scheinbar immer noch nicht akzeptieren wollten, dass der Brexit unausweichlich ist.
„Die Entscheidung für den Brexit wurde demokratisch getroffen, deshalb bedarf es einer klaren Agenda, was beispielsweise mit den 3,2 Millionen Europäern, die derzeit in England leben, nach dem Brexit passieren wird, ebenso wie den rund eine Millionen Briten außerhalb der UK.“
EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger
„Google hat mehr Geld als Gott“
Gary Reback, US-Anwalt und Experte für Kartellrecht, war ein weiteres Highlight der zweiten DLD Europe in Brüssel. Im Gespräch mit Internetkritiker Andrew Keen machte er seinem Unmut über den Machtmissbrauch von Google Luft: „Google verfügt über so viele finanzielle Ressourcen, dass unzählige Regierungskampagnen in den USA und zunehmend auch in Europa von dem Unternehmen gesponsert werden“, so Reback. Darüber hinaus seien immer mehr EU-Abgeordnete im Namen von Google unterwegs, deshalb müsse man mehr denn je ein „level-playing-field“ schaffen, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen, in dem er für Europa durchaus gute Chancen sehe.