Im Untergeschoss der Arabellastraße liegt die historische Schatzkammer Burdas. Sabrina Maier und Martin Amling wachen über die Dokumentation. Ihre Mission: das Gedächtnis Burdas zu erhalten. Ihr Helfer: ein Scanner.
Wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hat bereits die erste Hürde im Bewerbungsverfahren überwunden. Wie kann man sich nun auf dieses Gespräch vorbereiten? Wie tickt der oder die zukünftige Vorgesetzte? Die Serie #FragdenChef beantwortet diese Fragen und bietet einen Einblick in die Arbeit der Abteilung.
Heute steht uns Roman Miserre, Geschäftsführer bei Burda Procurement GmbH, Frage und Antwort.
Ganz ehrlich: Aktuell ist eine Zeit, die ich in dieser Form noch nie erlebt habe, weder als Manager noch als Einkäufer. Die Ereignisse verschärfen sich zuweilen im Stundentakt. Unser klares Selbstverständnis als Burda Procurement war immer, unseren Klienten Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Manchmal ist das, indem wir größere Einsparungen holen, manchmal indem wir für bessere Versorgungssicherheit sorgen. In Zeiten wie diesen werden aus Procurement Managern eben Krisenmanager.
Dass “mein Job” mit meiner Neugierde und persönlichen Entwicklung über all die Jahre standhielt: In diesen Jahren war ich für unterschiedliche unserer Unternehmen Justitiar, Personalleiter, CFO und Geschäftsführer, aktuell von Burda Procurement GmbH, dem Konzerneinkauf von Hubert Burda Media. Zwischen diesen Jobs lagen zudem noch ein großes und ein kleines Sabbatical. Wer also einen glaubwürdigen Fan sprechen will, ob Burda einem ungewöhnliche Karrierewege ermöglicht, indem man Verantwortung einfordert und Freiheiten einräumt, darf, nein, soll mich gerne anrufen. Das spannende am Job liegt glaube ich nämlich an Burda selbst: Wenn wir uns in den letzten 20 Jahren nicht so kontinuierlich und konsequent geändert hätten, wären auf dem Weg nicht so viele spannende Jobs für mich gelegen.
Um auch die nächsten 20 Jahre Erfolg und Spaß im Berufsleben zu haben, müssen wir in besonderen Skills stark werden, etwa wie gut bin ich im datadriven Storytelling, wie stark bin ich darin, selbst Change und Beziehungen aktiv zu moderieren, wie schnell adaptiere ich neues Wissen, wie konsequent nehme ich einen Mehrwert und die Kundenbeziehung zum Ausgangspunkt meines Handelns… All das lernt man nicht, indem man alle 24 Monate einmal auf ein schickes Seminar geht. Wir veranstalten daher alle zwei Wochen ein internes Training und zweimal im Jahr zusätzliches ein mehrtägiges Training. Vorgestern erst hatten wir ein Verhandlungstraining mit scheinbar kaum auflösbaren Interessenslagen (Spoiler: Es gab eine Lösung.) Diese Trainings organisieren wir alle selbst, fast jeder von uns ist als Coach für ein bestimmtes Thema verantwortlich und treibt uns als Gesamtteam voran. Getragen wird diese gemeinsame Lernreise, indem wir eine sehr offene Feedbackkultur leben, ja uns gegenüber regelrecht einfordern.
Bislang hat mich eine Einstellungsphilosophie immer richtig geleitet: „Hiring for Mindset, train the Skills“. Warum? Ganz einfach: Die Skills kann ich verändern, das Mindset nicht. In den Bewerbungsunterlagen sehe ich aber fast nur die fachlichen Fähigkeiten, und eben nicht wie tickt jemand, wie hungrig ist jemand. Also prüfe ich mit der linken Hirnhälfte die aufgelisteten fachlichen Qualifikation, mit der rechten aber suche ich im CV nach Mustern für Mut, Verantwortungsbewusstsein und Neugierde. Ach ja: Sehr altmodisch, mein Team lacht schon über mich, aber Rechtschreibfehler schrecken mich ab: Es gibt einfach Momente, da sollte man sich mal konzentrieren; das Korrekturlesen eines CVs vor dem Versenden gehört dazu.
Es ist im Grunde ähnlich aufgebaut, wie die AC vor dem Einstieg in eine Beratung: Wir versuchen durch verschiedene simulierte Situationen herauszufinden, wie analytisch und wie kommunikationsstark jemand ist, zudem ob er oder sie auch diesen leicht paranoiden Willen hat, als Person und als Team kontinuierlich stärker zu werden.
Es gibt da keine „Killer-Skill-Applikation“. Jeder Mensch ist vielfältig. Authentizität, selbstbewusster Humor und eine gewisse innere Sortiertheit helfen aber.
Sie oder er sollte sich von unserem Culture Deck angefacht fühlen, das hier zu finden ist. Wir haben es in einem langem Prozess als Gesamtteam erstellt und diskutieren es seitdem als unseren inneren Haltung-Nordstern. Kolleg:innen, die diesen Funken beim Lesen weniger spüren, sollten lieber an einer anderen Tür anklopfen, um glücklich zu werden. Den letzten Satz im Culture Deck meinen wir im Team ziemlich ernst: „In dem Team von Procurement by Burda zu arbeiten, ist daher sicher auch nicht für jeden das Richtige. Manche Menschen bevorzugen es, in einem Unternehmen zu arbeiten, das stabile Prozessvorgaben, klare Hierarchien und Nachsicht auch bei durchschnittlichen Leistungsansprüchen seiner Mitarbeiter bietet. Unsere Kultur ist für Menschen, die Wert auf exzellente Leistungen ihrer Kollegen legen, um selbst ambitionierte Ziele zu erreichen.“
Lasst euch nicht von den vielen Optionen, die sich gerade am Anfang ergeben, verunsichern. Sucht Euch ein Umfeld, in dem Ihr herausfinden könnt, was Euch deutlich leichter fällt als anderen und was Euch zum anderen so in einen Flow bringt, dass ihr am Ende der Woche erschöpft, aber zufrieden seid. Genau in der Schnittmenge dieser beiden Punkten liegt Euer Potential für berufliches Glück und Erfolg. Klingt etwas platt und pathetisch, ist ja aber auch das Ende des Interviews. Zudem glaube ich wirklich daran.