Rund 1.200 Mitarbeiter und Gäste füllten das riesige Festzelt vor dem Offenburger Medienpark mit ihren allerbesten Wünschen für Hubert Burda zu seinem 80. Geburtstag.
Die Offenburger Journalistin und Burda-Biografin Ute Dahmen hat ein neues Buch veröffentlicht, das perfekt in den Kontext des 100. Radio-Jubiläums dieser Tage in Deutschland passt. Im Herbst 1923 ging die erste offizielle Radiosendung hierzulande on air. Dieses Ereignis hat auch den damaligen Offenburger Buchdrucker Franz Josef Burda senior und seinen Sohn, den Studenten Franz Burda junior, nachhaltig beeindruckt. Denn die Gründung des BurdaVerlags – Grundstein des heute international operierenden Medienkonzerns Hubert Burda Media – war im Prinzip eine direkte Folge der Erfindung des Radios. In dritter Generation kann Verleger Dr. Hubert Burda deshalb heute im digitalen Zeitalter rückblickend feststellen:
„Von Anfang an war Burda ein Verlag für neue Medien.“
Dr. Hubert Burda
Die Biografie „Franz Josef Burda und die Erfindung des Radios“ ist eine moderne Geschichte. Autorin Ute Dahmen hat lange und intensiv recherchiert, um in diesem Buch über den wahren Franz Josef Burda, den Großvater von Hubert Burda, zu berichten und die Anfänge des BurdaVerlags auf 160 Seiten neu zu erzählen. „Franz Josef Burda und die Erfindung des Radios“ ist im J.P. Bachem Verlag erschienen und ab sofort im Buchhandel sowie online für 19,80 Euro erhältlich (ISBN-Nr. 978-3-7616-3475-2). Das Buch stellte Ute Dahmen jüngst im Beisein von Hubert Burda, erstmals im kleinen, exklusiven Kreis bei einer Lesung in der Fondation Aenne und Franz Burda in Offenburg vor.
Franz Josef Burda, vor 150 Jahren in Offenburg geboren, wächst als Kind mit Migrationshintergrund auf. Aufgrund seiner Abstammung ist er Österreicher und muss jahrelang um die badische Staatsangehörigkeit kämpfen. Nach dem frühen Tod seines Vaters lebt die Familie von der Fürsorge und in ständiger Angst, ausgewiesen zu werden. Die Unvollkommenheit seines Lebens, sowohl beruflich als auch privat, und die Sehnsucht nach Heimat kompensiert er mit seiner Liebe zur Musik sowie seiner Freude und seinem Talent, Menschen zu unterhalten. Er war u.a. eine der Hauptfiguren der Offenburger Fasnacht und grüßt heute, in Bronze verewigt, die Passanten in der Fußgängerzone. Die Marktfrauen stecken der „Andres“-Statue regelmäßig Blumen ans Ohr, Touristen umarmen sie für Selfies und veröffentlichen die Fotos auf Instagram & Co. Die Erfindung des Rundfunks und die erste offizielle Radiosendung in Deutschland vor 100 Jahren verändern das Leben von Franz Josef Burda. Der Buchdrucker gründet den „Sürag-Verlag“ und publiziert die „Südwestdeutsche Radio-Zeitung“. Das ist die Geburtsstunde des BurdaVerlags und des heutigen Medienunternehmens Hubert Burda Media.
Ute Dahmen über ihr neuestes Werk: „Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal ein Buch über die Familiengeschichte der Burdas schreiben würde. Mit „Aenne Burda – Wunder sind machbar“ und „Senator Dr. Franz Burda – Geschichten eines Lebens“ schien alles über die Anfänge des heutigen Medienkonzerns gesagt. Bis Dr. Hubert Burda mehr über den Firmengründer, seinen Großvater Franz Josef Burda, in Erfahrung bringen wollte. Die Fragen Hubert Burdas weckten meinen Ehrgeiz, mehr über diesen Mann herauszufinden, der in den Biografien über das berühmte Verlegerpaar Aenne und Franz stets nur eine Randfigur geblieben war. Warum beispielsweise war es gerade Franz Burda junior, der spätere Senator Burda, der Druckerei und Verlag weiterführte, und nicht eines seiner Geschwister? Immerhin war Franz Josef Burda Vater von fünf leiblichen und vier Stiefkindern. Was ist aus ihnen geworden? Hatten sie kein Interesse an der Firma, oder wurden sie von ihrem Bruder ausgebootet?“
Ute Dahmen recherchierte in analogen Archiven und digitalen Bibliotheken, sie flog nach England, um Gloria Cowell, eine Enkelin von Franz Josef Burda, zu treffen, die gewissenhaft alte Familiendokumente aufbewahrt hat. Sie erhielt Einblick in die Fürsorge-Akte von Amalia Burda, Franz Josefs Mutter, und in das Volksbank-Archiv, das Aufschluss über die finanzielle Situation des Firmengründers gab. Ute Dahmen setzt in ihrem Buch die vielen kleinen Puzzleteile zusammen, entwirrt die ihn umrankenden Legenden und erzählt die wahre Geschichte des Franz Josef Burda, dem Urvater des Burda-Imperiums.
„Wir Burdas haben immer verstanden, wie sich die Medien verändern“, konstatiert Hubert Burda zur Gemeinsamkeit dreier Verleger-Generationen und aus heutiger Sicht die Ereignisse der Vergangenheit resümierend. Als Franz Josef Burda 1873 geboren wurde, lag die Erfindung des ältesten Massenmediums bereits über vierhundert Jahre zurück. Dem Buchdruck folgte zweihundert Jahre später die Verbreitung von Zeitungen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Fotografie und zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Stummfilm. Zwischen 1924 und 1929 erlebte die Weimarer Republik ihre Blütezeit, und die Metropolen, allen voran Berlin, pulsierten im Takt von Schlagern und Tanzmusik, Charleston und Foxtrott. "Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox Haus. Auf Welle 400 Meter" – so begann am 29. Oktober 1923 das erste offizielle Rundfunkprogramm in Deutschland. Ein Gerät, das auf Knopfdruck Musik und Unterhaltung sendete, muss für den Hobby-Musiker und -Entertainer Franz Josef Burda eine Offenbarung gewesen sein, die nur dadurch zu toppen war, dass er die Liebe und die Leidenschaft seines Lebens von Stund an mit seinem Beruf als Buchdrucker vereinen konnte.
Dieser „Radio Turn“ veränderte die auditive Kultur so nachhaltig wie siebzig Jahre später der „Iconic Turn“ die Bildwissenschaft. Die drahtlose Übertragung von Musik war revolutionär und nicht minder waren es die Akteure, die in sie investierten. War Franz Josef Burda auch nicht der Erste, der mit der „Sürag“ eine Programmzeitschrift gründete, so zementierte er mit ihr den Grundstein für das heutige Unternehmen Hubert Burda Media. War es bei Franz Josef Burda das neue Medium Radio, das den Musikliebhaber begeisterte und den Anstoß zur Gründung einer Radio-Zeitung gab, so setzte sein Sohn Franz Burda junior auf die Massenmedien Fernsehen und Fotografie. Das bewegte Bild forcierte das öffentliche Interesse an gedruckten Bildern, die die Welt erlebbar machten. Modernste Druckverfahren sorgten für eine bis dato nicht gekannte Qualität und Authentizität und revolutionierten den Fotojournalismus. Die „Bunte“ avancierte Mitte der 1970er Jahre zur meistverkauften Illustrierten Deutschlands.
Als Hubert Burda 1986 nach dem Tod seines Vaters und der Realteilung neuer Verleger wurde, standen die Massenmedien mit der Idee einer weltweiten digitalen Vernetzung durch das World Wide Web erneut vor einer Zeitenwende. Hubert Burda erkannte diese Entwicklung früh und setzte auch unternehmerisch auf den „Communication Highway“. Bereits Ende der 90er Jahre besaß der Burda-Konzern ein Portfolio an Online-Beteiligungen und das Digitalgeschäft wurde der am schnellsten wachsende Unternehmensbereich.
„Meine Begeisterung, dass Bilder transportierbar sind, lässt sich mit der Begeisterung meines Großvaters für die Übertragung von Musik vergleichen. Der Geist, aus dem der BurdaVerlag kommt, ist der Geist der Musen, der Musik und der Kunst.“
Dr. Hubert Burda
Was mit der Geschichte von Franz Josef Burda senior und der Gründung des „Sürag-Verlags“ begann, setzte sich in den Generationen von Franz Burda junior und Hubert Burda fort: die Faszination für und das Zunutzemachen von neuen Medien. Nach 100 Jahren Radio, spielt das Medium nach wie vor eine Rolle bei Burda, nicht zuletzt durch den Kauf der britischen Radio-Zeitung „Radio Times“ im Jahr 2017. Die traditionsreiche Zeitschrift, 1923 von der BBC gegründet, gilt als eines der profitabelsten Magazine in Großbritannien. Auch einige Radio-Beteiligungen hält Burda bereits seit vielen Jahren. Und nicht minder spannend wird die Zukunft, da uns erneut eine große technische Innovation umtreibt, die nicht nur die Medienwelt nachhaltig beeinflussen wird und eine große Vielfalt an Chancen und Herausforderungen mit sich bringt: KI