Vor genau 50 Jahren gründete Hubert Burda den „Petrarca-Preis“, mit dem besonders talentierte Lyriker ausgezeichnet wurden. Vergangenen Sonntag lud Hubert Burda Gründer, Preisträger und Freunde dieser besonderen Auszeic…
Zurück in die... Fünfziger: Die Oberrheinhalle auf dem Messegelände Offenburg, nur einen Steinwurf über die Kinzig von den Wurzeln Burdas entfernt, hat sich gestern Abend für eine Hommage an Aenne Burda in ein geschichtsträchtiges Gewand gekleidet. Anlass war die große Premiere des zweiteiligen TV-Spielfilms „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“, den Polyphon Pictures im Auftrag des SWR für Das Erste produziert hat.
Feiern im Fifties-Style
Mit viel Liebe zum Detail wurden die Premiere-Gäste schon im Empfangsbereich in die 50er Jahre zurückversetzt. Die Dekoration war ein Mix aus Realität und Fiktion, es gab Fotos aus dem Leben der echten Aenne Burda und Szenen aus dem Spielfilm. Draußen am roten Teppich stand der Original VW-Käfer aus dem Film, den Katharina Wackernagel gefahren hat und in der Halle glänzte neben Retro-Möbeln das gleiche Modell von Aenne Burdas weißem Mercedes-Cabrio. Die Kellnerinnen trugen echte Fünfziger Jahre-Kostüme aus der SWR-Filmrequisite und die Stehtische waren mit Tischdecken aus Schnittmustern geschmückt. Und das Flying Buffet vom Schloss Eberstein mit Klassikern wie Käse-Igeln, Toast Hawaii, Würstchen im Schlafrock samt Ananas-Cocktails mit Schirmchen versetzte die Gäste auch kulinarisch zurück in diese Zeit. Dazu gab’s Live-Musik der SWR-Bigband und Sandie Wollasch mit Hits aus den Fifties: Rock Around The Clock! Perfekte Einstimmung auf drei Stunden aus dem Leben von Aenne Burda.
In diesem Ambiente trafen die Hauptdarsteller Katharina Wackernagel (Aenne Burda) und Fritz Karl (Senator Franz Burda) auf Hubert Burda, seine Kinder Lisa und Jacob und weitere Mitglieder der echten Familie Burda. Auch zahlreiche weitere Darsteller aus dem Film, wie Luise Wolfram, Annika Olbrich, Christoph Glaubacker oder Martina Eitner-Acheampong ließen es sich nicht nehmen, bei dieser besonderen Begegnung und dem glanzvollen Premierenabend persönlich dabei zu sein.
Fiktion trifft auf Realität
Die Gastgeber des Abends, SWR-Intendant Peter Boudgoust, SWR-Moderatorin Hendrike Brenninkmeyer und Hubert Burda, begrüßten im Kinosaal rund 1.300 Gäste. Und der Verleger plauderte buchstäblich aus dem Nähkästchen und erzählte von der Zeit, als seine Mutter den Modeverlag haben wollte, den sein Vater der Geliebten finanziert hatte:
„Als ich zehn Jahre alt war, bekam ich die Diskussion meiner Eltern wegen des Namens für die Mode-Zeitschrift mit. Als ich dann hörte, ‚Burda Moden‘, dachte ich, was für ein blöder Titel, jetzt werde ich den Rest meines Lebens Hubert Burda Moden heißen.“
Hubert Burda
Später ersetzte er dann das 'Moden' durch 'Media' , „weil noch ein paar andere Hefte dazugekommen sind." Burda Moden jedenfalls wurde zum weltweit größten Mode-Verlag. Und als Verlegertochter Lisa auf der Bühne ins Publikum fragte, wer denn ihre Großmutter persönlich gekannt hätte, hoben rund ein Drittel der Kinobesucher die Hände. Eigentlich klar, dass danach das von Jacob Burda angestimmte Badnerlied gesungen werden musste.
Film ab!
Zur Story: Als Eisenbahnertochter aus der Offenburger Gaswerkstraße strebte Aenna Burda nach Höherem. Die Hochzeit mit dem ambitionierten Verleger Dr. Franz Burda war ihr Ticket raus aus dem kohleverstaubten Eisenbahnermilieu. Gesellschaftlicher Aufstieg und Wohlstand waren aber nur eine Zwischenbilanz, denn erst mit 40 Jahren begann die Karriere dieser Wirtschaftswunderfrau, die ihre genagelten Schuhe aus der Kindheit gegen ein Modeimperium eintauschen sollte. Sie erfüllte sich ihren Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit zu einer Zeit, in der „Emanzipation“ noch ein Fremdwort war. Als Aenne entdeckte, dass ihr Mann jahrelang eine Geliebte samt gemeinsamer Tochter hatte, war sie entsetzt. Und als sie erfuhr, dass er der Konkurrentin genau den Modeverlag finanzierte, der ihre Idee gewesen war, stellte sie ihren Mann vor die Wahl: Scheidung oder Verlag. Aenne bekam den verschuldeten Verlag. Und sie entwickelte ihn dank ihrer Idee, schicke Kleidung mit Burda-Schnitten für Frauen in der Nachkriegszeit erschwinglich zu machen, rasch zum weltweit größten Mode-Verlag: Burda Moden.
Emanzipation durch Mode
Die Vita von Aenne Burda, der „Königin der Kleider“, ist buchstäblich perfekter Film-„Stoff“. Drehbuchautorin Regine Bielefeldt brauchte nur die Jahre 1949-1952, um aus Aennes Leben einen Spielfilm zu machen. „Sie war auf ihrem Weg an die Spitze aggressiv, laut, wild und unberechenbar. Aber auch charmant, großzügig und witzig, loyal und kreativ. Und sie war leidenschaftlich als Frau und Chefin“, sagt Regie Bielefeldt. „Dieses Projekt ist ein Glücksfall für mich“, so Produzentin Sabine Tettenborn. Als Produzentin in Baden-Württemberg sucht sie stets regionale Filmprojekte, die deutschlandweite und internationale Strahlkraft haben. Regisseurin Francis Meletzky war die ideale Partnerin für die Umsetzung und mit Kamerafrau Bella Halben ist der Film sowohl in historischer Vorlage als auch Umsetzung ein Frauenpower-Paket. Für Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel war der sprichwörtlich „auf den Leib geschneiderte“ Part, in dem sie über 30 verschiedene Kostüme trug, die „Rolle meines Lebens“.
„Ich finde es großartig, dass ich heute Abend auf so vielen Menschen, Kollegen und Familienmitglieder treffe, die Aenne Burda, meine Filmfigur, persönlich kannten und schätzten. Sie war eine faszinierende Persönlichkeit.“
Katharina Wackernagel, Darstellerin von Aenne Burda
DLD-Gründerin Steffi Czerny, die gerade vom DLD Belgrad kam, war von der Fünfziger-Jahre-Deko und den ausgestellten Kostümen begeistert. „Ich habe noch Vintage-Kostüme von meiner Mutter, die tragen heute meine Töchter!“
Corry Müller-Vivil erinnerte sich an gemeinsame Zeiten mit Aenne Burda: „Ich kenne sie seit meinem sechzehnten Lebensjahr, wir haben viele Urlaube zusammen verbracht und ich schätzte sie als Mensch unendlich. Ich bewundere ihr Lebenswerk, ihren Mut und ihre Herzlichkeit. Sie war voller Energie, für ihre Familie, für ihre Kinder, ihre Freunde."
Trigema-Chef Wolfgang Grupp sagte: „Aenne Burda war die Patriarchin von Offenburg, eine Unternehmerin mit Vorbildcharakter. Und sie hat mit den Offenburgern zusammengelebt.“ TV-Produzent Werner Kimmig meinte, „Es war höchste Zeit, dass dieser Film gemacht worden ist, so eine besondere Frau hat diese Anerkennung verdient.“
Rashana Rebecca Jennings, Head of Content bei BurdaStyle: „Aenne Burda hatte ein unschlagbares Gespür für die Mode und die Bedürfnsse der Frauen. Vor allem die Szenen im Atelier, und zu sehen, wie sie gearbeitet hat, sind unglaublich inspirierend für uns als Team."
Und Bunte-Chefredakteur Robert Pölzer antworte auf die Frage, welche Coverzeilen er für Aenne Burda auf der Bunten texten würde: „Mit Herz und Verstand: So habe ich es geschafft.“
Ausstrahlung des Films in Das Erste Teil 1 am 5.12. und Teil 2 mit anschließender Dokumentation über die „echte“ Aenne Burda am 12.12.
Kostenfreies Bildmaterial zur redaktionellen Verwendung finden Sie auf Flickr.