In dieser Video-Serie erzählen uns Mitarbeiter:innen aus den verschiedensten Ecken der Unternehmensgruppe von ihrem Beruf. Heute werfen wir einen Blick zu Instyle: mit Angela Gundolf, Social Media-Editor in München.
„Große, blaue Satinpuffärmel mit aufgedruckten Blumen aus schwarzem Samt und dazu ein bauschiger Minirock“, das ist das Outfit, das Instyle-Chefredakteurin Kerstin Weng als Erstes in den Sinn kommt, wenn sie an das Traumkleid ihrer Kindheit denkt. Getragen hat sie es aber nicht, sondern ihre sechs Jahre ältere Schwester bei ihrem Tanzkurs-Abschlussball. Als Kerstin davon schwärmt, vergesse ich für einen kurzen Moment, dass es draußen klirrend kalt ist, während wir uns mit ihrem Auto durch den Berufsverkehr zwängen. Der Winter hat in München Einzug gehalten.
Im Rahmen unserer Interview-Reihe „Willst Du mit mir gehn?“ hole ich eigentlich Burda-Kollegen von Daheim ab, um sie auf dem Weg zur Arbeit zu begleiten. Eigentlich. Aber heute holt Kerstin mich ab: „Ich wohne gleich um die Ecke, da mach’ ich einfach einen Schlenker zu Dir“, sagte sie am Telefon. Wie unkompliziert.
Schließlich hat sie einiges zu tun. So zieht sie bald in eine neue Wohnung und muss zwischen glamourösen Events wie der Bambi-Verleihung in Berlin und dem baldigen Heftschluss der neuen Instyle-Ausgabe ihren riesigen Kleiderschrank in Kisten packen. „Ich bin ein Kleider-Messi“, sagt sie und hupt kurz aber bestimmt den Vordermann an, der an der grünen Ampel nicht losfahren will.
In den Umzugskartons wird neben dem 80er-Jahre-Pulli ihres Vaters auch sicher nicht ein altes H&M-T-Shirt fehlen: „Ich war damals 15 und habe es getragen, als ich mich mit dem gefälschten Ausweis meines Cousins zum ersten Mal in einen Club geschlichen habe. Aus 'Marco' wurde kurzerhand 'Maria‘, lacht Kerstin.
Scharfer Kennerblick und ausgefahrene Antennen
Die Outfits, die sie mittlerweile auf Partys und Events trägt, sehen anders aus. Wenn sie sich zwischen weltberühmten Prominenten auf den Fashion Weeks dieser Welt tummelt, achtet sie nicht nur auf ihr eigenes Outfit, sondern auch auf die der anderen. Stets mit scharfem Blick und weit ausgefahrenen Antennen für neue Trends, für das, „was in der Luft liegt“.
Das Handy immer griffbereit, immer eingeschaltet: „Nur nachts schalte ich es aus. Sonst bin ich aber immer erreichbar“. Ihre 18.500 Instagram-Follower hält sie dabei ständig auf dem Laufenden.
„Ihr ging die Liebe über das Gesicht“
Wenn Kerstin aber mal das Smartphone zur Seite legt, nimmt sie gerne auch ein Buch in die Hand und wenn sie dabei über einen schönen Satz stolpert, denkt sie noch viele Stunden später daran: „Einer dieser Sätze habe ich im Roman ,Die Unberührten‘ von Robert Schneider entdeckt“, erklärt sie. Macht eine kleine Pause und rezitiert: „In diesem Moment ging ihm die Liebe über das Gesicht“. Für einen Moment scheint auch Kerstin die Liebe über das Gesicht zu gehen, während sie davon erzählt. Kurzes Schweigen.
Dann muss ich die Stimmung leider gleich wieder kaputt machen und sie etwas über die Modeindustrie fragen. Schließlich sind wir gleich im Büro angekommen. Und schließlich sitze ich immer noch mit der Chefredakteurin der Instyle im Auto. „Ist im Modezirkus wirklich alles so oberflächlich, wie es den Anschein hat?“, will ich wissen. „Ich habe in diesem Beruf viele langjährige Freundschaften geschlossen, die mir sehr wichtig sind. Natürlich hat die Modebranche viele Schattenseiten“, sagt sie und erzählt, dass sie früher auf einer Mädchenschule war und bei vielen Mitschülerinnen beobachten konnte, was für Auswirkungen ein verzerrtes Körperbild in den Medien auf Frauen haben kann. „Es kommt schon vor, dass ich zu dünne Models für unser Heft ablehne.“
Von Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen
In der Zwischenzeit haben wir die Schranke zum Parkhaus der Instyle-Redaktion passiert. Als wir Aussteigen, erzählt mir Kerstin noch eine Geschichte aus ihrer Studienzeit. „Im ersten Semester war diese Kommilitonin, braungebrannt, hohe Schuhe, übertrieben kurzes Kleid, extrem blonde Haare. Ich fühlte mich in meinen damaligen Klischees gegenüber der Modewelt bestätigt. Als wir ins Gespräch kamen, habe ich aber festgestellt, dass sie unheimlich nett ist und ich völlig falsch lag. Das was einen Menschen attraktiv macht, ist Authentizität. Man darf sich von Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen“, sagt sie mit einem Lächeln und verschwindet im Aufzug.