Elisabeth Burda Furtwängler und Dr. Jacob Burda übernehmen die unternehmerische und verlegerische Verantwortung für Hubert Burda Media. Gleichzeitig tritt Olaf Koch die Nachfolge von Dr. Paul-Bernhard Kallen im Verwaltu…
Es war im November 2020, dem Jahr, in dem Covid die Welt auf den Kopf stellte. Es war auch der zweite Tag meines ersten Urlaubs in diesem Jahr, einem Jahr, in dem ich während der Pandemie für einen Online-Händler gearbeitet hatte. Ein Jahr, das extrem arbeitsreich gewesen war. Mein Telefon klingelte. Am anderen Ende war mein Chef und fragte: „Hast du einen gefühlten Berg Kekse als Geschenke für unsere Kunden bestellt? Unsere Lager sind völlig überfüllt.“ Ich erstarrte.
Es war Weihnachtszeit, und in der Hektik der Festtage hatte ich versehentlich eine unvorstellbare Menge Kekse bestellt. Eigentlich war die Bestellung schon Monate zuvor aufgegeben worden, inmitten des Covid-Chaos; nach einem Gespräch mit einer meiner Angestellten, die meinen Zuspruch für ihre Idee ernster nahm, als ich es erwartet hatte. Doch: Ich hätte nie gedacht, dass ein Irrtum über Kekse zu einem Wendepunkt in meiner Einstellung zu Führung und persönlichem Wachstum werden würde.
Der Irrtum rührte von einem beiläufigen Gespräch mit einer Marketing-Kollegin her, welches, etwas zu wörtlich genommen, zur Bestellung einer enormen Menge von Weihnachtsgebäck führte. Sie wollte unseren Kund:innen etwas Gutes tun, die alle gerade ein unglaublich schweres Pandemiejahr hinter sich hatten. Ihr Vorschlag war, Shortbread – eine britische Weihnachtsspezialität - als Weihnachtsgeschenk zu verteilen. Wir hatten noch keine Einzelheiten über die Menge oder den Zeitpunkt besprochen, aber ich hielt es für eine gute Idee und ermutigte sie, sie zu verfolgen. Der finanziell durchaus schwerwiegende Kauf durchlief – unbemerkt - mehrere Abteilungen, darunter den Einkauf, die Finanzabteilung und das Operations-Team, und verursachte letzten Endes eine erhebliche Störung in einer eh schon anspruchsvollen Zeit. Als ich über den Vorfall nachdachte, wurde mir erst so richtig klar, was für eine Wirkung meine Worte und mein Einfluss haben konnten.
Was mir jedoch am deutlichsten auffiel, war die ruhige und besonnene Herangehensweise meines Chefs und des Führungsteams, als sie das Problem ansprachen. Anstatt mit Frustration zu reagieren, blieben sie gelassen und konzentrierten sich darauf, zu verstehen, wie der Fehler passiert war und vor allem, wie man ihn beheben konnte. Gemeinsam arbeiteten wir sofort daran, das unmittelbare Problem zu beheben und neue Schwellenwerte für Großaufträge einzuführen, um ähnliche Probleme in Zukunft zu vermeiden. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, beim Umgang mit Fehlern ruhig und aufgeschlossen zu bleiben.
Diese Zusammenarbeit war für die Klärung des Problems entscheidend. Das Führungsteam kam zusammen, analysierte die Grundursache und versuchte, einen Ausweg aus der Situation zu erarbeiten. Gemeinsam schafften wir es schließlich, eine Lösung zu finden und die Prozesse unseres Unternehmens zu verbessern.
Trotz allem ermutigte mich mein Chef, meinen Urlaub fortzusetzen, und lebte mir eine unterstützende Arbeitskultur vor, die es mir ermöglichte, mich auf mein Team zu verlassen und es die Situation bewältigen zu lassen. Dabei wurde mir klar, wie wichtig es ist, eine offene Kultur zu fördern, in der Fehler als Chance für Wachstum und Lernen gesehen werden.
Zusätzlich habe ich die wertvolle Lektion gelernt, ein Gleichgewicht zwischen Schnelligkeit und Aufmerksamkeit zu finden. Es ist zwar wichtig, schnell voranzukommen - und ich bin jemand, der wirklich gerne schnell vorankommt -, aber ebenso wichtig ist es, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um größere Fehler zu vermeiden (wie z. B. das Überladen der Lagerhäuser mit Shortbread). Das richtige Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Vorsicht sorgt für effiziente Abläufe.
Darüber hinaus hat mir der Vorfall gezeigt, wie wichtig eine durchdachte Kommunikation innerhalb des Teams ist. Mir wurde klar, dass selbst informelle Gespräche wörtlich genommen werden und erhebliche Auswirkungen haben können. Dieses neue Bewusstsein unterstrich die Bedeutung einer klaren und präzisen Kommunikation zur Vermeidung von Missverständnissen.
Mein „bester Fehler“ hatte eine transformative Wirkung auf meine eigene Art, zu führen. Ich bemühe mich nun umso mehr, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich mein Team wohl fühlt, wenn es Fehler macht und daraus lernt - so wie ich es getan habe. Eine Denkweise, die das Lernen aus Fehlern schätzt, verändert nicht nur uns als Individuen, sondern ebnet auch den Weg für Innovation und Erfolg in unseren Organisationen. Lasst uns unsere Fehler annehmen und uns gemeinsam auf eine Reise des Wachstums und der Führung begeben!
von Christina Hawley, ImmediateMedia