Wie kann man sich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten? Wie ticken die Vorgesetzten? Dazu heute in der Serie #FragdenChef: Stefan Atanassov, Chief Product Officer bei Hubert Burda Media.
Bei Hubert Burda Media arbeiten rund 11.000 Menschen – viele von ihnen seit wirklich langer Zeit und manche ein ganzes Leben lang. Für sie ist Burda ein Stückchen Heimat, das ihnen ans Herz gewachsen ist. In dieser neuen Serie stellen wir Kolleg:innen vor, die seit mindestens 10 Jahren im Familienunternehmen tätig sind. Heute: Matthias Fuchs (54), Director Editorial Content bei der Burda Studios GmbH. Der versierte TV-Journalist drehte in seiner Karriere spannende Beiträge über Klippenspringen auf Hawaii, die höchste Achterbahn der Welt oder illegale Bürgerwehren in Südafrika. Und am 11. September 2001 war er als einziger Chef vom Dienst beim TV-Magazin „Focus TV“ im Büro. Sein aktuelles Projekt? Die Sendung „Bunte – live“, die im Rahmen des neuen Sat.1-Nachmittagsprogramms „Volles Haus“ jeden Tag um 18 Uhr zu sehen sein wird.
Ursprünglich wollte ich Anwalt werden. Mich haben alte Filme wie „Die 12 Geschworenen“ oder „Zeugin der Anklage“ fasziniert. Nachdem ich in der neunten Klasse ein Praktikum bei einem Anwalt gemacht habe, war mir klar: Anwalt werde ich nicht mehr. Das war mir dann doch zu langweilig und zu viel Aktenwälzerei. Das hatte nichts mit dem Reiz der Kinofilme zu tun.
Ich bin mit großer Freude und Leidenschaft Journalist geworden – und das kam so: Mit 17 wurde ich Pressewart im Tennisverein. Die Lokalzeitung hat meine Texte fast immer ohne große Änderungen veröffentlicht. Ich wurde dann gefragt, ob ich nicht auch über andere Tennisvereine schreiben wolle. Und so wurde ich noch während der Schulzeit freier Mitarbeiter. Nach meinem Wehrdienst arbeitete ich als fester Freier im Regionalsport des „Weser Kurier“ in Bremen, meiner Heimatstadt. Schreiben ist mir leichtgefallen und Sport hat mich sehr interessiert. Es fühlte sich daher richtig gut an, ein Hobby zum Beruf zu machen.
Beim „Weser Kurier“ gab es den Ressortleiter Klaus Funke. Der hatte Freude daran, junge Leute zu fördern. Und so wurde ich 1989 mit 21 Jahren Volontär. Ich fing im Sport an und bin während des Volontariats durch die verschiedenen Ressorts rotiert (Lokales, Feuilleton, Wirtschaft, Vermischtes). Mir war zu dem Zeitpunkt bereits klar, dass ich noch studieren wollte. Und so ging ich nach dem Ende des zweijährigen Volontariats 1991 nach München zum Studium der Diplom-Journalistik an die LMU.
Während des Studiums bin ich durch ein Praktikum bei Radio Bremen zum Fernsehen gekommen. Als in München 1994 mit „M eins – Fernsehen für München“ ein neuer Lokal-Sender gegründet wurde, war ich als einer der ersten freien Jungredakteure mit dabei – parallel zum Studium. Wir konnten uns wunderbar ausprobieren. Ich konnte viel Live-Erfahrung sammeln, auch als Moderator im Studio.
Nach dem Studium zog es mich für zweieinhalb Jahre nach Dresden. Ich arbeitete dort bei der Produktionsfirma des Moderators Axel Bulthaupt als Redakteur und Reporter, u. a. auch bei Live-Schalten für das ARD-Magazin „Brisant“.
Bei Burda habe ich im Juni 1999 angefangen. Bei einer TV-Produktion hatte ich zufällig den CvD der Sendung „Die Reporter“ kennen gelernt. Diese Sendung hat die Focus TV-Produktions GmbH von 1998 bis 2000 für ProSieben produziert. Die Redaktion suchte seinerzeit einen Reporter für den Einsatz vor der Kamera – und so kam ich von Dresden wieder zurück nach München.
Prägend waren in diesen ersten eineinhalb Jahren bei Burda die Arbeit im Team – wir waren immer zu viert als Reporter mit einer Producerin oder einem Producer und dem Kamera-Team unterwegs. Toll war auch die große thematische Vielfalt: So habe ich zum Beispiel Beiträge gedreht über Klippenspringen auf Hawaii, über die höchste Achterbahn der Welt in den USA, über illegale Bürgerwehren in Südafrika und über die 1. Mai-Demo in Berlin.
Ich habe das große Glück, immer wieder neue Formate entwickeln und auf den Bildschirm bringen zu können. Dazu gehört ganz aktuell die Sendung „Bunte – live“, die im Rahmen des neuen Sat.1-Nachmittagsprogramms „Volles Haus“ jeden Tag um 18 Uhr zu sehen sein wird. Daran arbeiten wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Heftes bereits seit Mitte vergangenen Jahres. Hinzu kommt die Entwicklung von TV-Formaten wie „Eins gegen Eins“, ein Polit-Talk für Sat.1, das „Quiz mit Biss“ für Kabel Eins, „in vivo“, ein Magazin für die Deutsche Krebshilfe sowie mit Focus Gesundheit von 2005 bis 2010 die Konzeption und programmliche Verantwortung für einen Pay-TV-Sender (bei Premiere und später bei Sky).
Journalistisch den tiefsten Eindruck haben für mich die Ereignisse vom 11. September 2001 hinterlassen. Ich war damals gerade erst einige Wochen CvD beim wöchentlichen TV-Magazin „Focus TV“ (ProSieben). An jenem Dienstag war ich als einziger redaktionell Verantwortlicher im Büro. Wir hatten an dem Tag ein Kamera-Team in New York, das am Wochenende zuvor noch eine andere Geschichte für uns gedreht hatte und nun noch zwei Tage privat da war.
Als die ersten Bilder von dem brennenden ersten Turm bei CNN liefen, riefen wir den Kameramann an. Er ging sofort mit seinem Assistenten zum World Trade Center. Als einziger Kameramann aus Deutschland hat er den Zusammensturz beider Türme live gefilmt. Wenn ich heute die Bilder sehe – das Video steht auf dem Focus TV-Channel bei YouTube -, läuft mir immer noch ein Schauer über den Rücken. Unser Kamera-Team hat diesen Tag unbeschadet überstanden. Seine Bilder sind Historie.
Als ich 1985 angefangen habe, für den Weser Kurier frei zu schreiben, war gerade mal ein Jahr zuvor der Bleisatz abgeschafft worden. Alle Artikel wurden auf Schreibmaschine geschrieben, das Layout wurde mit Bleistift und Lineal auf Papier gemalt. Bei meinem Volontärskurs an der Akademie für Publizistik in Hamburg gehörte auch ein TV-Block zur Ausbildung. Da zogen wir mit einem dicken Rekorder um den Hals los – das System hieß U-matic. Und wenn ich für ein Thema recherchierte, habe ich mir alte Artikel auf Mikrofiche angesehen. Recherche brauchte damals Geduld. Vorgänge, die früher manchmal mehrere Tage gedauert haben, laufen heute in wenigen Sekunden ab.
Auch wenn es wie eine Floskel klingen mag: Ich lerne jeden Tag etwas dazu. Als neues Thema kommt nun KI auf uns zu. Dass KI unser Arbeiten verändern wird, steht außer Frage – doch in welche Richtung?
Von einem bestimmten älteren Kollegen habe ich die Bedeutung des Semikolons gelernt, ein leider sehr unterschätztes Satzzeichen. Und jüngere Kolleg:innen motivieren und fordern mich, immer mit der Zeit zu gehen und selbst herauszufinden, wie ich zu Instagram, BeReal, TikTok & Co stehe.
Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Das Arbeitspensum am Anfang meines Berufsweges war heftig. Ich stand nahezu jedes Wochenende auf irgendeinem Sportplatz, um anschließend darüber zu schreiben. Später, z. B. bei der Sendung „Die Reporter“ oder beim „Focus TV“-Magazin, waren Drehtage mit 14 oder 16 Stunden keine Seltenheit, ebenso wie Doppelschichten im Schnitt von morgens um 10 bis nachts um zwei.
Im Rückblick verklärt man gern diese Zeit. Aber was mich und meine Kolleginnen und Kollegen angetrieben hat, war die Leidenschaft und die Freude an unserem Beruf.
Diesen Antrieb vermisse ich heute bei einigen Vertreter:innen der Generation Y und Z. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich befürworte sehr, dass wir heute auf die Einhaltung von Arbeitszeiten achten und entsprechende Pausen für Erholung planen. Es ist gut, sich bewusst zu machen, dass es viele andere wichtige Dinge im Leben gibt neben dem Job. Trotzdem sorgt der Job für finanzielle Absicherung. Er ermöglicht mir erst ein gutes Leben. Daher sollte jeder seinen Beruf ernst nehmen und sich entsprechend einbringen und engagieren.
Ich würde diesen Beruf wieder ergreifen. Gerade das Zusammenspiel von Text, Bild und Ton macht für mich das Arbeiten als TV-/Videojournalist auch heute sehr reizvoll. Und immer am Zeitgeschehen zu sein, hält jung!
Immer neugierig bleiben und immer offen auf Menschen zugehen.