Bei einer feierlichen Preisverleihung in Berlin ehrte die Nebenan.de Stiftung am Donnerstag 22 Projekte für herausragendes lokales Engagement.
Seit Donald Trumps US-Wahlsieg 2016 bemühte sich der Facebook-Mutterkonzern Meta, Fehlinformationen und Hetze auf seinen Plattformen einzudämmen. Nun rückt Gründer Mark Zuckerberg deutlich von diesen Idealen ab und plant, Facebook und Instagram nach dem Vorbild von X (ehemals Twitter) umzugestalten: In einer Videobotschaft kündigt er an, künftig auf Faktenchecks in den USA zu verzichten. Es soll „einfachere Regeln“ und „weniger Restriktionen“ geben. Dabei greift Zuckerberg rechtspopulistische Begriffe auf, die auch X-Besitzer Elon Musk verwendet.
Meta überlässt so die Entscheidung darüber, was wahr oder falsch ist, den Nutzern. Diese sollen in „Community Notes“ Hinweise unter die Beiträge setzen. Bisher waren Dritte dafür verantwortlich, den Wahrheitsgehalt der Inhalte zu prüfen. Zuckerberg erklärt zudem, dass Hinweise auf weitere Informationen zu geprüften Inhalten fortan dezenter erscheinen werden. Bislang mussten Nutzer große Warnhinweise wegklicken, um den Beitrag zu sehen. Die Änderungen gelten vorerst nur für die USA. Ob und wann Facebook-Nutzer:innen in der EU von den Änderungen betroffen sein werden, bleibt offen. Philipp Witzmann, Geschäftsführer von nebenan.de, ordnet die Lage ein. Deutschlands führende Nachbarschaftsplattform gehört seit 2020 zu Burda.
„Mein Gefühl dazu lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Besorgnis. Zuckerberg reagiert nicht aus Einsicht oder Verantwortungsbewusstsein, sondern weil er die politischen Rahmenbedingungen in den USA zu seinem Vorteil nutzen will. Seine Nähe zu Trump und der bewusste Einsatz von Begriffen wie „Zensur“ und „Free Speech“ zeigen deutlich, woher der Wind weht: Es geht um Macht und Kontrolle – nicht um ein echtes Verständnis von Meinungsfreiheit. Seit über zwei Jahrzehnten erkennt Meta seine Rolle als eine der zentralen Plattformen für den öffentlichen Diskurs nicht an. Jede Veränderung kommt nur durch politischen Druck – und auch nur dann, wenn der Druck groß genug ist. Australien verbietet durch ein neues Gesetz die sozialen Medien für unter 16-Jährige und zeigt damit, dass es möglich ist, Plattformen zu regulieren. Aber weltweit ist diese Lektion noch nicht angekommen.“
Die Idee, Nutzer:innen stärker in die Moderation der sozialen Medien einzubinden, ist theoretisch interessant – praktisch aber nur in einem Umfeld umsetzbar, das Vielfalt und Neutralität abbildet. Auf einer Plattform wie Meta, die massiv von Eigeninteressen geprägt ist, bleibt es wohl beim Versuch, Verantwortung auszulagern. Was bei X begann, setzt sich bei Meta fort: weniger Regeln, weniger Kontrolle, weniger Verantwortung. Die Folgen werden ähnlich sein: Vertrauensverlust, abwandernde Nutzer:innen und ein noch stärker polarisiertes Umfeld.
„Europa bleibt passiv. Während in den USA die wirtschaftliche und politische Verflechtung zwischen Staat und Unternehmen zunimmt, schweigt Europa. Es fehlen klare Maßnahmen, um den digitalen Raum als zentralen Ort demokratischer Auseinandersetzung zu schützen. Dieses Versäumnis kann verheerende Konsequenzen haben.“
„Alternativen, die konsequent andere Wege gehen, werden wichtiger denn je: Plattformen, die Transparenz, Gemeinwohl und echte Gemeinschaft in den Vordergrund stellen, statt manipulativ zu agieren. Bei nebenan.de erleben wir täglich, wie sinnvoll und bereichernd es sein kann, wenn Nachbar:innen auf einer Plattform miteinander in Kontakt treten, die keine Algorithmen zur Manipulation einsetzt und nicht von kurzfristigen politischen Interessen abhängig ist. Das zeigt: Es geht auch anders. Aber es braucht bewusste Entscheidungen – sowohl von uns als Nutzer:innen als auch von politischen und wirtschaftlichen Akteur:innen. Bewusster konsumieren, gezielter teilen und klare Positionen beziehen – aber am besten im echten Leben. Der digitale Raum ist nicht verloren, aber wir alle müssen ihn aktiv gestalten!“