Im Interview erklärt Georg Meck, Chefredakteur von Focus Money, wie sich die Finanzwelt verändert hat und warum Orientierung für Anleger:innen wichtiger ist denn je.
In Krisenzeiten wirkt Optimismus oft naiv. Christian Teichmann erklärt, warum Visionen und der feste Glaube an Fortschritt jetzt entscheidend sind und wie diese Haltung zur Strategie von BurdaPrincipal Investments gehört.
Die Welt ist im Umbruch. Handelskonflikte, geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Stagnation und ein sich verschärfender Klimawandel stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. In einem solchen Umfeld gehen viele Unternehmen auf Nummer sicher, minimieren Risiken und begrenzen Verluste. Aber reicht das aus, um echten Wandel zu gestalten?
„In Zeiten wie diesen neigt man dazu, sich ausschließlich auf Risikomanagement zu konzentrieren“, sagt Christian Teichmann, CEO von Burdas internationalem Wachstumskapitalarm BurdaPrincipal Investments (BPI). „Doch wer wirklich etwas verändern will, muss über das Jetzt hinausdenken. Das ‚NextNext‘ im Blick haben – und eine bessere Zukunft aktiv gestalten.“
Optimismus bedeutet nicht, Risiken zu ignorieren. Er bedeutet, sich von ihnen nicht lähmen zu lassen. Bei BPI geht es darum, Potenziale zu erkennen – auch, oder gerade, in unsicheren Zeiten. Volatilität bringt viele Chancen mit sich. Dieser Perspektivwechsel ist entscheidend für Innovation.
Betrachten wir Künstliche Intelligenz. Oft beherrschen Ängste die Diskussion: Datenschutzverstöße, Stellenabbau, Kontrollverlust. Doch was geschieht, wenn wir KI nicht als Bedrohung, sondern als Werkzeug und Chance begreifen? Dann entstehen Anwendungen, mit denen z.B. im Medizinbereich qualitativ hochwertige und präzise Diagnosen allen Menschen zugänglich gemacht oder Gamer vom Player zum Creator werden. KI kann uns stärken – wenn wir den Mut haben, sie klug zu nutzen. „Ein wichtiger Aspekt ist außerdem das Thema geistiges Eigentum,“ erklärt Christian. „KI ist das geistige Eigentum von morgen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir in Europa daran arbeiten, eigene KI-Lösungen zu entwickeln und hoch performante Rechenzentren zu betreiben, um unsere Daten in Europa zu halten.“
Mit diesem Mindset tritt das Heidelberger Startup Aleph Alpha an. Dafür erhielt es viel Lob und hohe Investitionen. Doch schnell kam Kritik: Man warf ihnen vor, nicht mit ChatGPT konkurrieren zu können. Burda setzte diesen Vorwürfen ein klares Zeichen entgegen und erhöhte trotz öffentlicher Bedenken seine Anteile. Burda bestärkte Aleph Alpha in seiner Mission, Industrien und Behörden mit ihren KI-Lösungen voranzubringen. „In Deutschland geben wir jungen Unternehmen oft zu wenig Zeit, ihre Ideen zu entwickeln. Ich wünsche mir mehr Optimismus und Geduld, denn auch die besten Ideen und Geschäftsmodelle brauchen Zeit“, bemerkt Christian.
Unternehmen, die sich optimistisch auf die Zukunft ausrichten, sind nicht nur resilienter. Sie ziehen auch Talente, Investor:innen und Kund:innen an. „Wer an eine zukunftsweisende, ambitionierte Idee glaubt – und bereit ist, dafür hart zu arbeiten – hat eine Geschichte zu erzählen”, so Christian. Und Menschen lieben Geschichten, besonders solche, die Hoffnung geben, den Status quo infrage stellen und Wandel ermöglichen.
Gerade junge Unternehmen, die auf Technologien wie KI oder Fusionsforschung setzen oder mit ihrem Geschäftsmodell den üblichen Marktstandards voraus sind, profitieren von diesem Mindset. Sie bieten mehr als Arbeitsplätze – sie bieten Sinn und Zukunft. Sie ziehen Menschen an, die etwas bewegen wollen und schaffen Vertrauen, indem sie zeigen: Wir glauben an die Zukunft.
So wie Vinted, die Secondhand-Plattform, die bereits 2008 an das zweite Leben von Kleidung glaubte als Kreislaufwirtschaft – die „Circular Economy” – noch ein Randthema war. 2015 stieg Burda in Vinted ein, überzeugt davon, dass nachhaltiger Konsum an Relevanz gewinnen wird. Zunächst strauchelte das Unternehmen, doch Burda blieb, stärkte Vinted den Rücken und half mit entscheidenden Veränderungen, wieder auf Kurs zu kommen. Heute ist Vinted der größte C2C-Online-Marktplatz für Secondhand Mode in Europa und gehört zu den erfolgreichsten Unternehmen im BPI-Portfolio. „Vinteds heutiger Erfolg beruht darauf, dass ein damals neuer CEO und BPI als Investor trotz aller Widrigkeiten an die Mission des Unternehmens geglaubt haben.”
Als Wachstumskapitalgeber begleitet BPI Startups langfristig – mit Kapital und Überzeugung. Christian und sein Team von 24 internationalen Investment Expert:innen arbeiten eng mit den Gründer:innen zusammen, um deren Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.
„Positives Denken ist keine naive Illusion“, sagt Christian. Optimistisch seine Ziele zu verfolgen, sei eine bewusste, strategische Entscheidung und Voraussetzung dafür, die Zukunft nicht nur überleben, sondern gestalten zu können. Ein Blick in die Geschichte von Burda zeigt, wie entscheidend Mut und Optimismus für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens sind.