Das Nachrichtenmagazin Focus verstärkt zum 1. April seine Redaktion.
„Es sind bewegte Zeiten. Es gab Angriffe auf Journalisten, wir müssen uns dem Vorwurf der Lügenpresse erwehren, der Fall Böhmermann oder auch die aktuellen Ereignisse in der Türkei. All das sind Beispiele, wie die Freiheit der Presse und der Meinung bedroht wird“, so Moderatorin Bettina Cramer zu Beginn der Journalistenrunde beim Publishers´ Summit 2016.
Focus-Chefredakteur Robert Schneider diskutierte gemeinsam mit Tanit Koch (Bild), Christian Krug (Stern), Giovanni di Lorenzo (Die Zeit), Jörg Quoos (Funke Zentralredaktion Berlin) und Dr. Uwe Vorkötter (Horizont) über die aktuellen Herausforderungen journalistischer Arbeit. Die Chefredakteursrunde sprach sich dabei für die Meinungs- und Pressefreiheit als Fundament einer demokratischen Gesellschaft aus und stellte, auch an Hand persönlicher Erfahrungen, dar, wie diese Grundlage täglich aufs Neue verteidigt werden muss.
Deutschland nur noch auf Platz 16 auf der Rangliste der Pressefreiheit
Die freie Presse ist ein wesentlicher Impulsgeber für den Diskurs in Deutschland. Doch die Situation verschlechtert sich. Laut „Reporter ohne Grenzen“ ist Deutschland auf der Rangliste der Pressefreiheit nur noch auf Platz 16. In vielen Teilen der Bevölkerung haben die Medien zudem ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. Das belegt die Allensbach-Studie „Relevanz und Glaubwürdigkeit der Medien“. Demnach sind 39 Prozent aller Umfrage-Teilnehmer beim Thema „Lügenpresse“ der Ansicht, dass „an diesem Vorwurf etwas dran“ ist. Kritik erntete insbesondere die Berichterstattung über das Flüchtlingsthema, mit der die Mehrheit (51 Prozent) "weniger zufrieden" oder "gar nicht zufrieden" ist. Immerhin halten 69 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren Zeitschriften und Zeitungen für deutlich glaubwürdiger als soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter.
Doch wie kann das Vertrauen in die Medien gestärkt werden? „Schreiben, was ist. Die Rolle des Beobachters einnehmen. Das ist gerade in Zeiten, in denen die gefühlte Wahrheit durch die sozialen Medien so viel Raum bekommt, so wahnsinnig wichtig“, sagt Robert Schneider. „Faktische Wahrheiten, gute Recherche, das Medium als Plattform für verschiedene Meinungen – das sind die wesentlichen Elemente, wenn wir über Glaubwürdigkeit reden. Und wir brauchen den engen Austausch mit unseren Konsumenten.“
Die „Goldene Victoria“ für Can Dündar
Welche Bedeutung der Einsatz für die Pressefreiheit hat, zeigte sich bereits am Vorabend bei der Verleihung der „Goldene Victoria für Pressefreiheit“ im Rahmen der Publishers´ Night: In diesem Jahr wurde Can Dündar, der ehemalige Chefredakteur der Cumhuriyet, ausgezeichnet. Die Zeitschriftenverleger ehrten Dündar als „Leuchtturm der Pressefreiheit“, der sich von seinem Weg der journalistischen Klarheit und Unabhängigkeit auch durch größte Repressalien nicht abbringen lässt. Can Dündar wird für seine Arbeit in der Türkei strafrechtlich verfolgt. Über die Situation in seinem Land sagt er: „Die Türkei ist ein freies Land. Sie dürfen alles sagen. Sie müssen nur den Preis dafür bezahlen.“