Vor den Neuwahlen herrscht Hochbetrieb in den Redaktionen. Markus Hurek, Politikchef bei Focus, gibt Einblicke in die Arbeit von Politikjournalist:innen und erklärt, warum nicht nur der Wahlsonntag, sondern auch die Zei…
Claudia und Sabine Miedke sind ein eingespieltes Team – zwei Schwestern, zwei Karrieren, ein Verlag. Schon beim ersten Blick wird klar, dass sie zwar vieles verbindet, aber auch jede ihren eigenen Stil hat. Sabine tritt professionell und strukturiert auf, passend zu ihrer Arbeit bei Focus Money, wo Präzision und klare Fakten gefragt sind. Claudia hingegen strahlt eine kreative Extravaganz aus, die perfekt zur Welt der Bunte passt – bunt, lebendig, ein bisschen mutiger. Doch trotz aller Unterschiede sind sie sich in einem Punkt einig: Burda ist ihr berufliches Zuhause – und das seit Jahrzehnten.
Der Start ihrer Karrieren verlief noch ganz analog: Eine Bekannte der Familie schnitt eine Stellenanzeige für die Position der Redaktionsassistenz bei Freundin aus der Zeitung aus und schickte sie per Post an die Familie Miedke, weil sie fand, dass Burda gut zu den Schwestern passen könnte. Claudia bewarb sich und bekam die Stelle – nicht wie ursprünglich gedacht bei Freundin, sondern bei Bunte als Nachwuchssekretärin. Das war im Jahr 1990. Sabine folgte einige Jahre später, nach einer ersten Station beim Gong Verlag. Sie wechselte 2000 zum neu gegründeten Magazin Focus Money. Seitdem sind beide Miedke-Schwestern fester Bestandteil des Unternehmens. Gemeinsam kommen sie auf 60 Jahre Burda-Erfahrung.
Als Assistenz der Chefredaktionen bei Bunte und Focus Money sind die beiden oft die Brücke zwischen Redaktion und Führungsebene, stets diplomatisch, immer loyal. Diskretion steht für beide an oberster Stelle – Interna aus dem Redaktionsalltag? Keine Chance, sagt Claudia. Vielleicht schreibe sie in der Rente ein Buch über die spektakulärsten Geschichten. „Es würde sich bestimmt exzellent verkaufen“, sagt sie und lächelt.
Die Arbeit im Verlag hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert – Claudia und Sabine waren hautnah dabei. „Früher gab es keine E-Mails, keine digitalen Terminplaner – wir hatten riesige Papierstapel und Schreibmaschinen“, erzählt Claudia. „Heute läuft vieles über digitale Tools, Meetings sind immer häufiger virtuell, wir haben uns angepasst.“ Sabine ergänzt: „Heute sind die Hierarchien flacher, man duzt sich, und es gibt mehr Transparenz. Das monatliche ‚All Hands Meeting‘ der beiden Co-Geschäftsführerinnen finde ich großartig – man bekommt mit, was in anderen Bereichen passiert. So etwas gab es früher nicht.“ Trotz aller neuen Technologien und Künstlicher Intelligenz ist sich Claudia sicher: „Das Gespür für Menschen kann nichts ersetzen. Das ist unser größtes Kapital.“
Einer der eindrucksvollsten Tage ihrer Karriere war der 11. September 2001, der Tag der Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA. Die damalige Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel war auf dem Weg nach New York zu Modeschauen. Plötzlich stand die ganze Redaktion still, erzählt Claudia. Es dauerte ein paar Stunden, bis klar war, dass Patricia Riekel und ihr Flieger in Sicherheit waren. „Trotz der angespannten Situation haben wir innerhalb kürzester Zeit ein Sonderheft produziert – so intensive Tage hatte ich noch nie.“ Sabine erinnert sich noch gut, wie die Focus-Money-Redaktion gemeinsam vor den Fernsehern saß: „Wir waren fassungslos. Die nächsten Wochen war nichts mehr wie vorher – wir mussten ständig Themen anpassen, neue Blickwinkel finden. Zu dieser Zeit haben wir nur wenig geschlafen, und Claudia hat bei mir übernachtet, weil sie damals noch in Rosenheim wohnte.“
Beide Schwestern legen großen Wert darauf, Berufliches und Privates zu trennen. „In der Mittagspause ist Claudia einfach eine Kollegin für mich“, sagt Sabine. Und es gibt eine eiserne Regel: Vertrauliches bleibt vertraulich – die Schwesternrolle endet dort, wo die Loyalität zur Redaktion beginnt. „Wir haben es uns leicht gemacht“, sagt Claudia mit einem Augenzwinkern. „Wir arbeiten in zwei völlig unterschiedlichen Redaktionen. Die eine beschäftigt sich mit Stars und Society, die andere mit Finanzstrategien – da gibt’s von Haus aus nicht so viele Überschneidungen.“
Dass sie sich so ähnlich sind, führt regelmäßig zu Verwechslungen. „Manche Kolleg:innen glauben, wir seien Zwillinge und gratulieren uns am selben Tag zum Geburtstag“, erzählt Sabine lachend. „Oder wir bekommen Mails, die für die jeweils andere gedacht sind. Dann antworten wir gerne: ‚Ups, falsche Miedke! – und löschen Vertrauliches sofort.“ Claudia ergänzt: „Wenn ich alleine unterwegs bin, grüßen mich manchmal wildfremde Kolleg:innen , weil sie denken, ich wäre Sabine. Das kann manchmal ganz schön verwirrend sein.“
Die Unternehmenskultur von Burda beschreiben beide als familiär. „Man kennt sich seit Jahrzehnten, hat Hochzeiten, Kinder und große Lebensereignisse miterlebt“, erzählt Sabine. Trotz aller Veränderungen – flachere Hierarchien, digitale Transformation und Homeoffice – haben beide nach wie vor das Gefühl, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Claudia freut sich deshalb besonders, dass die neue Burda-Generation diese Werte weiterträgt.
Gab es für die beiden jemals eine Alternative zu Burda? Trotz mehrerer Versuche, die Profi-Assistentinnen abzuwerben, kam es für keine der beiden in Frage, von Burda wegzugehen. Sabine hätte im Rückblick vielleicht gerne ihr Hobby zum Beruf gemacht. Travel-Influencerin oder Gründerin eines Start-ups für alleinreisende Frauen – beides könne sie sich vorstellen. Claudia selbst ist zufrieden mit ihrem Weg. Nur eines hätte sie früher machen sollen: ihre Yoga-Ausbildung. Heute bietet sie bei Burda sogar Yogastunden via Teams an und gestaltet jeden Donnerstagmittag die „Aktive Pause“ - eine Viertelstunde, die allen Kolleg:innen neue Energie verleiht.
Bunte, ein People-Magazin mit Glamour und Prominenten – Focus Money, ein Finanzmagazin mit Zahlen und Wirtschaftsnachrichten. Unterschiedlicher könnten ihre Arbeitswelten kaum sein, doch ihre Werte sind die gleichen: Verlässlichkeit, Zusammenhalt und Engagement. Zwei Schwestern, zwei Karrieren, ein Verlag – und jede Menge Geschichten, die (hoffentlich!) doch eines Tages in einem Buch landen.