Tanja zu Waldeck - COO BurdaForward
10.01.2019

„Tanja, willst Du mit mir gehn?“

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Der Schnee glänzt in der Morgensonne auf den kahlen Bäumen und Tanja zu Waldeck, COO bei BurdaForward, kurvt mit ihrem Auto durch eine Winterlandschaft. Wir befinden uns irgendwo zwischen dem Starnberger See und ihrem Büro in München. Im Rahmen unserer Reportage-Reihe begleite ich sie heute auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit.

Während Tanja auf die vereiste Straße blickt, fällt ihr eine Geschichte aus ihrer Kindheit ein: „Meine Haare haben sich mal beim Skifahren in einem Schlepplift verfangen und ich wurde daran den Berg hochgeschleift.“ Ich schaue sie entsetzt an, dann fährt sie lachend fort. „Ja, sie waren damals sehr lang und ich konnte mich nirgendwo festhalten. Es hat unglaublich wehgetan. Oben angekommen hat mich mein Vater gefragt, ob ich wieder nachhause will, aber ich habe den Schnee abgeschüttelt und bin einfach wieder weitergefahren“, sagt sie, und fügt hinzu. „Ich konnte schon immer sehr gut aufstehen und weitermachen!“

Aufstehen und weitermachen

Diese Eigenschaft kam der Gründerin des Elternportals Netmoms während ihrer Startup-Phase sicher zugute. Schließlich müssen junge Gründer so einiges einstecken. „Wir standen am Anfang von Netmoms auch schon mal bereits mit einem Bein in der Insolvenz“, sagt Tanja. Aber Netmoms wurde schließlich ein großer Erfolg, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass sie selbst eine Mom von vier Kindern ist.

Das ist etwas, über das ich übrigens immer wieder gestolpert bin, als ich mich auf unser Treffen heute vorbereitet habe: Tanja zu Waldeck, „Mutter von vier Kindern“. Unweigerlich dachte ich an unsere Verteidigungsministerin von der Leyen: „Mutter von sieben Kindern“. Von den wenigsten erfolgreichen Männern weiß man aber, ob oder gar wie viele Kinder sie haben. Willy Brand hatte zum Beispiel auch vier Kinder. Konrad Adenauer hatte sogar sieben - aber darüber hat nie jemand gesprochen. Werden erfolgreiche Frauen und Mütter von unserer Gesellschaft anders wahrgenommen als erfolgreiche Männer und Väter? Will ich von Tanja wissen.

„Ich hatte ein interessantes Erlebnis bei einer Führungskräftetagung, da hat mich ein ganz netter Kollege gefragt, wie ich das eigentlich alles schaffe mit vier Kindern – er hat es sicher ganz lieb gemeint. Und dann habe ich ihm das erklärt, wie ich mich organisiere. Anschließend habe ich ihn gefragt, ob er auch anderen Kollegen diese Frage stellt – dieser und jener Kollege hat ja auch viele Kinder. Und dann ist ihm das selbst aufgefallen – stimmt! Das frage ich nicht. Viele machen das unbewusst, meinen es aber sicher nicht böse.“ Tanja nimmt sich regelmäßig ihre Auszeiten vom mitunter stressigen Alltag und schafft sich damit kleine Pausen.

Zu neuen Ufern aufgebrechen

„Ich lese abends viel, wenn meine Kinder im Bett sind. Besonders interessieren mich historische Romane über ferne Länder und Pioniere, die neue Orte besiedelt haben“, ihre Augen leuchten während sie davon erzählt. In gewisser Weise ist Tanja auch eine Pionierin, die zusammen mit ihren Kollegen bei BurdaForward ein Schiff lenkt, das bereits vor einiger Zeit zu neuen Ufern aufgebrochen ist, um die digitale Zukunft der Medienbranche maßgebend mitzugestalten.

„Digitale Zukunft“, dieser Begriff wird mittlerweile inflationär verwendet und ist fast zu einer Floskel verkommen. Wie stellt sich Tanja die digitale Zukunft und die Herausforderungen, die es zu meistern gibt, vor? „Digitale Publishing-Plattformen, wie Google oder Facebook, brauchen klare rechtliche Rahmenbedingungen, damit Mitbewerber eine Chance haben. Ein wichtiger Trend, der sich abzeichnet, ist Voice Recognition. Der größte Teil der Suchanfragen wird in Zukunft über Spracheingaben erfolgen. Darauf müssen wir uns einstellen und die User Interfaces entsprechend umstellen. Das wird eine wichtige Herausforderung für uns.“

Knallroter Käfer mit weiß karierten Sitzen

Mittlerweile stehe ich mit Tanja an der letzten Ampel, bevor wir an unserem Ziel ankommen. Zeit für meine letzte Frage. Was würde sie tun, wenn sie heute nicht ins Büro fahren müsste, oder wenn sie überhaupt nicht arbeiten würde. Mit einem breiten Lächeln sagt sie „Ich brauche die intellektuelle Herausforderung – ich kann mir nicht vorstellen, sinnlos auf der Couch zu sitzen oder einfach daheim zu bleiben und auf die Kinder aufzupassen, obwohl das auch sehr anstrengend sein kann und ich einen großen Respekt vor Menschen habe, die das tun. Aber es ist anders anstrengend. Und ich reise sehr gerne. Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen ist, wie ich auf dem Rücksitz unseres knallroten Käfers mit weiß karierten Polstern saß und mit meiner Familie in den Sommerurlaub nach Kroatien fuhr.“

Wir verabschieden uns und ich blicke ihr noch kurz hinterher, während sie auf das riesige Gebäude zuläuft, in dem sie arbeitet. Und für einen Moment sieht es ein bisschen so aus, als würde sie tatsächlich ein Schiff besteigen, genau, wie die Pioniere in ihren Büchern.

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