Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Christian-Liebig-Stiftung e.V. spricht Beatrice von Keyserlingk darüber, wie dieses ehrenamtliche Projekt ihr Leben und das vieler anderer verändert und verbessert hat.
Auf Wunsch von Ex-Focus-Chef Uli Baur spendeten die Gäste seiner Trauerfeier im vergangenen Jahr mehr als 7.000 Euro für Projekte der Stiftung anstelle von Kränzen. Zusammen mit der Großspende der Burda-Vorstände in Höhe von 40.000 Euro und einer weiteren privaten Spende konnte damit nun ein Mädchenwohnheim in Malawi renoviert werden. Das Heim bietet jungen Frauen einen sicheren Ort zu leben und die Möglichkeit, ihre schulische Ausbildung abzuschließen. Stiftungs-Gründerin, Beatrice von Keyserlingk, setzt sich seit 2003 für Bildungsprojekte in Malawi ein. Im Oktober hat sie sich vor Ort persönlich ein Bild vom neuen Zuhause für rund 60 Mädchen gemacht.
Realität in Malawi: Zwangs-Kinderehen und für Mädchen keine Chance auf Bildung
Für viele junge Mädchen in Malawi ist der Lebensweg vorgezeichnet. Ein sehr großes gesellschaftliches Problem sind nach wie vor traditionelle Riten und Kinderehen. Zwar gibt es in Malawi, anders als in vielen anderen afrikanischen Ländern, wenig Beschneidungsfälle (der muslimische Bevölkerungsanteil ist nicht sehr hoch). Aber andere traditionelle Riten gibt es dennoch: zum Beispiel die “Hyäne” (ein Mann, der durch die Dörfer zieht und “den Job” erledigt). Konkret gesprochen vollzieht er die Entjungferung sehr junger Mädchen, bevor sie zwangsverheiratet werden. Offiziell verboten, kommt diese Praxis immer noch vor und ist für die Mädchen in höchstem Maße traumatisch. Und auch gefährlich, da oft Krankheiten übertragen werden.
Mtakataka Mädchenwohnheim – für 60 Mädchen eine zweite Chance
Etwa 130 km östlich der malawischen Hauptstadt Lilongwe, in der Nähe des Malawi-Sees liegt Mtakataka. Das bereits bestehende Mädchenwohnheim war in einem kaum bewohnbaren Zustand und bietet nun - nach umfangreicher Renovierung und Erweiterung - für viele eine zweite Chance. Rund die Hälfte der dort lebenden jungen Frauen wurden aus Zwangsehen geschieden und haben dank des „back to school program“ von Chief Theresa Kachindamoto, einer Vorkämpferin gegen Kinderehen, die Chance bekommen, die Schule an einem sicheren Ort abzuschließen.
Thokozani - mit 14 Jahren zwangsverheiratet
Thokozani steht beispielhaft für viele junge Mädchen. Sie wurde mit 14 Jahren zwangsverheiratet, drei Jahre später mit Hilfe von Theresa Katchindamoto befreit. Sie war schwanger und verlor ihr zwei Monate altes Kind. Es starb an Malaria. Thokozanis großer Traum: Polizistin werden und nie mehr heiraten. Heute lebt sie im Mtakataka Wohnheim. Im kommenden Jahr macht sie ihren Abschluss an der dort angeschlossenen Sekundarschule und kann dann ihren Traum verwirklichen.
Bildung für Mädchen hat einen hohen Multiplikationseffekt
"If you send a boy to school, you educate one boy. If you send a girl to school, you educate the nation“, das sagte der Regional-Politiker Paul Chipanda vor kurzem im malawischen Fernsehen, bei der Einweihungsfeier der Ndege-Grundschule. Die alten Riten halten sich vielerorts noch hartnäckig, doch gibt es immer mehr junge Frauen, die sich mit Unterstützung dagegen wehren und aus ihren Zwangsehen ausbrechen. Deren Kinder haben dann die große Chance, von den Erfahrungen ihrer Mütter zu profitieren, in die Schule zu gehen und ein selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen.
Entwicklungshilfe auf Augenhöhe
„Für uns ganz selbstverständlich, für die Mädchen in unserem Wohnheim Luxus: Ein Zimmer mit Fenster und festen Mauern, ein richtiges Bett, eine Küche und Sanitäranlagen mit fließend Wasser - oder einfach einen geschützten Ort, um in die Schule zu gehen und gemeinsam mit anderen zu leben und zu lachen. Mit diesem und weiteren Projekten unterstützen wir mit der Christian-Liebig-Stiftung und unseren Spendern seit mittlerweile 16 Jahren junge Menschen in Malawi“, erklärt Beatrice von Keyserlingk stolz.
Seit 2003 setzt sich Hubert Burda Media mit der Stiftung durch gezielte Projekte für bessere Bildungschancen für Kinder in Malawi ein. Es geht der Stiftungsgründerin, die die Stiftung in Gedenken an ihren Lebensgefährten, Focus-Redakteur Christian Liebig, gegründet hat, vor allem um Entwicklungshilfe auf Augenhöhe. Darum, den Menschen vor Ort direkt und bedarfsgerecht zu helfen. Burda hat gemeinsam mit der Stiftung seither viel bewegt: Mehr als 23.000 Kindern wurde in den vergangenen Jahren durch das Engagement eine (Grund-)Schulbildung ermöglicht. Alle Spenden werden nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ für die Bildungsmaßnahmen eingesetzt - wie dem Bau von Schulen, Wohnheimen für Schüler, Stipendien für berufliche Ausbildungen und Förderung besonders talentierter Schulabsolventen.
Mehr zu den Projekten der Christian-Liebig-Stiftung e.V.: www.christian-liebig-stiftung.de Dort gibt es auch ein schönes Notizbuch für den guten Zweck.
Baumaterial für eine neue Schulküche, eine neue Pumpe für den Brunnen oder Mobiliar für das Schullabor. Helfen Sie mit Ihren Spenden, Kindern in Malawi Bildung zu ermöglichen: www.christian-liebig-stiftung.de/helfen/#spendenformular