Burda bewegt
14.11.2019

Veggie-Boom – sinnvoll oder Öko-Spinnerei?

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Aktuell ernähren sich mehr als 9 Millionen Menschen in Deutschland fleischlos. Weltweit sind es schon eine Milliarde Menschen, die sich als Vegetarier oder Veganer bezeichnen. Und die Zahlen steigen laut Allensbach von Jahr zu Jahr. Warum entscheiden sich immer mehr Menschen, auf Fleisch zu verzichten? Ist es ein Zeichen für Klima- und Umweltschutz, ist es die Entscheidung für mehr Tierschutz oder einfach nur die Idee, sich gesünder zu ernähren? Gibt es bei diesem Thema nur schwarz oder weiß? Oder kann man durchaus für mehr Tierwohl, Umweltschutz und eine bessere Gesundheit sein und trotzdem Fleisch essen?

Wir haben uns mit Anke Krohmer und Miriam Sievert, der Initiatorin des Kantinen-Veggie Days, unterhalten. Eine isst Fleisch, die andere ist überzeugte Veganerin. Als Macherinnen von u.a. Slowly Veggie! bzw. Hund im Glück spielen fleischlose Rezepte, das Wertschätzen der Tiere sowie nachhaltiger Lebensmittelkonsum für beide eine große Rolle. 

Frau Krohmer, Frau Sievert, ernähren Sie sich vegetarisch und wenn ja, warum?

Miriam Sievert: „Ich bin vor fast acht Jahren auf eine rein vegetarische Ernährung umgestiegen und vor eineinhalb Jahren traf ich die Entscheidung, ganz auf tierische Produkte zu verzichten. Durch meine Arbeit als Redakteurin habe ich viele Einblicke erhalten, wie mit Nutztieren umgegangen wird. Das wollte ich irgendwann so nicht mehr durch meinen Konsum unterstützen. Dabei geht es mir vor allem um das Wohl der Tiere und um ökologische Aspekte. Wer auf Fleisch verzichtet, kann pro Jahr 450 kg Co2 einsparen. Zudem werden für die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel weniger Land, Energie und Wasser benötigt. 12 Millionen Rinder gibt es in Deutschland. Pro Kilogramm Rindfleisch werden bis zu 15.400 Liter Wasser verbraucht. Das ist enorm."

Anke Krohmer: „Ich bin keine Vegetarierin. Aber Fleisch, Eier und Milch kaufen meine Familie und ich nur bei bestimmten Bauern aus der Region ein. Auch in Restaurants esse ich generell nur dann Fleisch, wenn ich weiß, woher der Koch das Fleisch bezieht. Sonst weiche ich aus und bestelle lieber zwei, drei vegetarische Vorspeisen als einen üppigen Hauptgang mit minderwertigem Fleisch."

Was schätzen Sie an der vegetarischen Ernährungsweise?

Anke Krohmer: „Die Veggie-Küche ist nicht nur sehr gesund und nahrhaft, sondern auch wahnsinnig vielseitig. Es gibt so viele Zutaten aus der Natur, die miteinander kombiniert sehr spannende Gerichte ergeben. In 42 Ausgaben der Slowly Veggie! haben wir bis Ende des Jahres rund 2500 vegetarische und vegane Rezepte vorgestellt. Sie sehen, die Ideen gehen uns nicht aus."

Vegetarier und Fleischesser in einem Haushalt. Wie schafft man es im arbeitsreichen Alltag den Speiseplan auf alle Bedürfnisse anzupassen?

Miriam Sievert: „Ein Haushalt, zwei verschiedene Geschmäcker. Das ist wohl eher normal. Bei uns funktioniert die Kombination sehr gut. Mein Ehemann ist kein Vegetarier, isst aber auch gerne Gemüse. Es gibt so viele vegetarische Gerichte, bei denen man Fleisch sehr leicht extra zubereiten oder einfach ersetzen kann. Wir lieben zum Beispiel Gemüsecurry, diverse Pasta-Gerichte (mein Mann kocht die beste vegane Bolognese) und Salate. Ich esse dazu teilweise Tofuprodukte oder Varianten aus anderen pflanzlichen Proteinen, mein Mann, wenn er möchte, auch mal ein Stück Fleisch. Kein großer Mehraufwand. Selbst beim Grillen kann der Veggie-Burger neben dem Grillwürstchen braten."

Wenn es nicht um das Fleisch an sich geht, man aber einfach nicht auf den Geschmack von Fleisch verzichten will… Welche Tipps haben Sie für uns?

Miriam Sievert: „Mein Tipp. Einfach mal probieren! Man ist erstaunt, dass viele Produkte kaum anders als Fleischgerichte schmecken. Das hat mir sogar mein Mann bestätigt, der ja kein Vegetarier ist. Es gibt heute sehr viele pflanzliche Alternativen zu Fleisch. Durch die große Nachfrage der Verbraucher kommen fast täglich neue Varianten an Veggie-Aufschnitten, vegetarischen Grillwürstchen oder Burgerpatties auf den Markt. Mittlerweile bieten auch große Discounter vegetarische bzw. vegane Alternativen an, sogar Ikea verkauft sehr erfolgreich vegane Hotdogs."

Manche würden vielleicht gerne anfangen, weniger Fleisch zu essen. Welche Tipps haben Sie für uns? Wie kann man seinen Ernährungsplan ein wenig tierfreundlicher und ökologischer gestalten, ohne gleich vollständig auf Fleisch zu verzichten?

Anke Krohmer: „Niemand muss von heute auf morgen hundertprozentiger Vegetarier werden. Schön wäre, wenn die Menschen mehr hinterfragen würden, was sie zu sich nehmen und woher es kommt. Man kann mit kleinen Schritten anfangen. Zum Beispiel regionale Fleischprodukte vom Metzger seines Vertrauens kaufen und nicht aus der Supermarktkühlung, Biomilch statt billiger Milch von Hochleistungskühen oder Fisch aus nachhaltigem Fang. Vielleicht ist es auch möglich, ein oder zwei vegetarische Tage in der Woche einzubauen und Fleisch wieder als etwas Besonderes zu sehen, wie früher den Sonntagsbraten. Rezepte gibt es genug, die auch in einen stressigen Arbeitsalltag passen. Dazu braucht man keine außergewöhnlichen Zutaten – das findet man alles beim Gemüsehändler ums Eck oder im nächsten Supermarkt. Mit ein bisschen mehr Augenmerk auf das, was wir essen und woher unsere Lebensmittel stammen, lässt sich Stück für Stück auch im Kleinen viel bewegen."

Burda bewegt

Im Rahmen der „Burda bewegt“- Initiative hat eine Gruppe Kollegen in Kooperation mit den Burda-Küchenchefs Claus Hägler und Thomas Lenhardt am 13. November den ersten Burda Veggie Day für die Medienrestaurants in München und Offenburg auf die Beine gestellt. Aus sechs köstlichen Gerichten nach Rezepten von Slowly Veggie! konnten drei Favoriten ausgewählt werden.

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