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In der Krise ist Zusammenhalt gefragt. Doch gerade in Zeiten von Social Distancing findet unsere Kommunikation größtenteils in den Sozialen Medien statt und dort herrscht oft ein rauer Ton. Bundestagsabgeordnete Renate Künast, Influencerin Louisa Dellert und Bestseller-Autorin Julia Ebner haben Anfeindungen im Netz selbst erlebt. Am vergangenen Donnerstag trafen sich die drei Frauen zur zweiten Ausgabe des Focus Inner Circle digital, um live vor knapp 30.000 Zuschauern über Hass in den Sozialen Medien und die Grenzen der Meinungsfreiheit zu diskutieren.
Hate Speech vs. Meinungsfreiheit
Wann ist Hass im Netz nicht Ausdruck, sondern Bedrohung der Meinungsfreiheit? Hier zieht Renate Künast eine klare Grenze: „Organisierte Hetze ist nicht mehr nur politisch, sondern richtet sich bewusst gegen Menschen bestimmter Abstammungen und Religionen oder gegen Frauen mit dem einzigen Ziel, dass sich diese zurückziehen.“ Gegen diese Form der systematischen Hetze, die auch das Umfeld anstachelt, müsse man gezielt vorgehen. Die Grünenpolitikerin wehrt sich derzeit selbst über mehrere Instanzen gegen Beleidigungen im Internet und hat gemeinsam mit der Organisation HateAid Strafanzeige erstattet.
„Es ist wichtig hier die Grenzen aufzuzeigen: Das gilt im analogen Leben genauso wie im digitalen.“
Renate Künast, Bundestagsabgeordnete
Gefahr für die Demokratie
„Die Gesetze hinken dem digitalen Zeitalter und den Sozialen Medien aktuell noch stark hinterher“, kritisierte Julia Ebner. Die Extremismus-Forscherin befürchtet eine direkte Auswirkung auf die Demokratie:
„Wenn die Plattformen zulassen, dass politische Akteure so sehr eingeschüchtert werden, kann das dazu führen, dass einige gar nicht mehr zur Wahl antreten.“
Julia Ebner, Bestseller-Autorin und Extremismus-Forscherin
Laut Künast können Internet-Angriffe schlimmstenfalls reale Attentate wie Christ Church in Neuseeland, Breivik in Norwegen oder jetzt Hanau zur Folge haben. „All diese Attentate haben ihren Ursprung im Netz gefunden“, warnte die Grünenpolitikerin.
Wer trägt die Verantwortung?
Bei der Suche nach Lösungen waren sich die drei Speakerinnen einig: das Problem müsse von allen Institutionen erkannt und ernst genommen werden. Vor allem riefen sie jedoch die Betreiber der Social-Media-Plattformen in die Pflicht.
„Ich wünsche mir klarere Regeln von Facebook, Instagram und Twitter.“
Louisa Dellert, Influencerin
Außerdem sollte das Thema auch in den Schulen viel früher angesprochen werden, forderte die Influencerin. Auch Künast hält Medienkompetenz für einen wichtigen Schlüsselfaktor: „Der verantwortungsvolle Umgang mit den Sozialen Medien gehört in jedes Unterrichtsfach“, so Künast.
Unter folgendem Link kann man die ganze Live-Debatte auch nachträglich verfolgen oder die Zusammenfassung auf Focus Online lesen: www.focus.de/digital/internet/focus-inner-circle-digital.
Über den Focus Inner Circle digital
Der Focus hat seine Talkreihe Focus Inner Circle vorübergehend ins Netz verlegt. Seit Anfang April findet jeden Donnerstag um 19.00 Uhr eine Live-Debatte mit prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft statt. Von Dorothee Bär, Renate Künast und Friedrich Merz über Frank Thelen bis hin zu Wolfgang Joop: das neue Format beleuchtet die drängenden Themen in Zeiten der Krise aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.
Der nächste Focus Inner Circle digital findet heute am 16. April statt. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, Pflegebotschafterin Helena Dyck und Bayern-Basketballer Maodo Lo sprechen um 19.00 Uhr mit der Focus-Moderatorin Sara Sievert über das Thema: „Die Ökonomie der Aufmerksamkeit: Applaus und Anerkennung in Zeiten von Corona“. Die Debatte wird live auf dem YouTube- und Facebook-Kanal des Focus übertragen.