In dieser neuen Serie erzählen Burda-Führungskräfte, welche großen Fehler sie in ihrer Karriere gemacht - und was sie daraus gelernt haben. Den Anfang macht Petra Fonda mit einer gescheiterten Marketing-Kampagne.
Bei Hubert Burda Media arbeiten rund 11.000 Menschen – viele von ihnen seit wirklich langer Zeit und manche ein ganzes Leben lang. In der Serie "Erfahrungsschätze" stellen wir Kolleg:innen vor, die seit mindestens 10 Jahren im Familienunternehmen tätig sind. Heute: Werner Gugel, Teamleiter Cyber Defense Center bei Corporate Audit, Risk & iSecurity, der seit dem 1.4.2000 bei Burda für unsere Cybersicherheit sorgt.
Ingenieur oder Physiker.
Ingenieur, um Ideen umzusetzen und die Welt aktiv mitzugestalten. Den Physiker hat dann unser Sohn übernommen, mit der gleichen Motivation.
Der ständige Wunsch, Grundprinzipien theoretisch zu verstehen, sie aber auch praktisch anwenden zu können. Das war in der Theorie mein wissenschaftliches Hochschulstudium und in der Praxis konnte ich zugleich Fernseher reparieren oder unsere eigene Hausinstallation planen.
Zunächst durfte ich erste Ausbildungsgänge für die damals noch neue Digitaltechnik aufbauen, und parallel auch selbst wieder Studenten ausbilden. Dann – in der Zeit der ersten PCs – konnte ich als Technik-Leiter eines Systemhauses viele unterschiedliche mittelständische Betriebe mit erstmals vorhandener Netz- und Kommunikationstechnik ausstatten, und deren Arbeitsprozesse mit IT-Hilfe erweitern. Ab April 2000 habe ich das dann bei der damaligen Burda Systems fortgesetzt, aber in einem größeren Umfang und mit dem Schwerpunkt Netzwerksicherheit. Seit zwei Jahren baue ich nun mit einem großartigen Team zusammen ein konzernweites Thema im IT-Umfeld auf, wo ich alle gemachten Erfahrungen mit einbringen kann.
Wichtig war neben der permanenten fachlichen Weiterbildung auch die Beschäftigung mit BWL-Grundlagen und Organisation, mit menschlicher Kommunikation und Zusammenarbeit, sowie Offenheit für ganz neue Themengebiete. Bei Hubert Burda Media waren und sind für mich auch Kontakte und Vorträge anderer HBM-Unternehmen sehr wichtig und hilfreich. Ein Vortrag der damaligen Freundin-Chefredakteurin wirkte auf mich zunächst wie eine Nachricht aus einem anderen Universum, half aber genau deswegen die eigenen Scheuklappen wieder etwas weiter zu öffnen.
Etwas abstrahiert gedacht hat sich gar nicht so viel unerwartet verändert, sondern eher weiterentwickelt und optimiert. Die meisten Entwicklungen waren und sind weit vorhersehbar, man muss nur gut zuhören und selbst etwas mitdenken. Permanentes Lernen und Evaluieren der eigenen Lage sind dabei allerdings unabdingbar. Unerwartet war für mich lediglich, dass mir die vor Jahrzehnten im Rahmen der ersten Ausbildung gemachten Erfahrungen heute bei meiner aktuellen Aufgabe sehr helfen.
Am ersten Tag der (damalige) große südbadische Internet-Backbone (Rechnernetz) direkt neben meinem Schreibtisch und Kollegen, die damit umgehen konnten. Allgemein ist das Umsetzen von spannenden Geschäftsideen in komplexe technische Systeme, die nachher für den Auftraggeber und seine Kunden einen realen Mehrwert liefern, genau das, was man als Ingenieur machen möchte, und wofür HBM ein faszinierendes Umfeld bietet. Die Bandbreite der schönen Erlebnisse reicht dabei von anspruchsvollen Gesprächen mit ebenso interessierten Kollegen über Ansätze zur Stabilität komplexer Systeme, bis zu zwei Rechenzentrums-Umzügen in Monteur-Kleidung mit vielen Kollegen in Hamburg. Und: Es gelang unserem Team mehrfach, durch schnelle Reaktion großen Schaden von den zentralen IT-Bereichen abzuwenden. Die Resonanz auf die ins Leben gerufene monatliche TechTalk-Vortragsreihe bestätigte für mich außerdem wieder den hohen Wert des bereichsübergreifenden Denkens. In Erinnerung bleiben wird mir auch eine technische Diskussion mit einem Dienstleister über einen Internetstandard zur Kommunikation mittels Brieftauben (das Grundprinzip dahinter wird heute bei Marsmissionen eingesetzt). Unvergessen sind auch außerdienstliche Events wie ein gemeinsames Motorrad-Wochenende rund um Offenburg, nach dem die Hamburger Kollegen gar nicht mehr nach Hause fahren wollten.
Mein betreuender Professor an der Uni mit dem Satz „Ob du eine elektrische, mechanische oder soziale Spannung berechnest, die Grundprinzipien sind immer identisch.“ Das war wohl der Grundstein für das ständige Bestreben, interdisziplinär zu denken und zu arbeiten, was gerade bei einem derart breit aufgestellten Unternehmen wie Hubert Burda Media zur Wirkung kommt. Beeindruckt war ich allerdings auch vom Durchhaltewillen eines Stephen Hawking, der nie aufgegeben hat.
Zunächst einmal sehe ich es als Verpflichtung an, das langjährige Wissen rund um Menschen und Zusammenhänge innerhalb unserer Unternehmen weiterzugeben. Gerade innerhalb unseres Teams sind derartige Kenntnisse nahezu unverzichtbar. Die jüngeren Kolleg:innen möchte ich ermuntern, dem eigenen Kopf zu vertrauen und genau das durchzuziehen, von dem sie selbstkritisch überzeugt sind. Die oftmals argumentativ vorgeschobenen Propheten sollte man jeweils nur als Teilansicht eines Themas verstehen, und „das macht man so“ ist keine ausreichende Begründung. Manchmal braucht es einen langen Atem, bis sich eine Idee durchsetzt, aber letztlich ist nahezu nichts unveränderlich und kann stattdessen durch eigenes Engagement vorangebracht werden.
Jetzt im Januar! Dieser Artikel ist quasi mein Abschiedsgruß an meine tollen Kolleg:innen. Aber da ich neben verschiedenen Vereins- und kommunalpolitischen Aktivitäten auch regelmäßig mit dem Radl Berge heraufklettere, im Winter selbst Brennholz mache und gelegentlich mit einer Band auftrete, wird gar nicht so viel Freizeit übrigbleiben. Und es gibt schon wieder ein paar Ideen wie das Freiburger Studium Generale, oder die Programmierung einer eigenen Haus-KI. Langweilig wird mir sicher nicht!