Focus Inner Circle digital
30.04.2020

Wie reparieren wir unsere Gesellschaft?

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Letzte Woche beim Focus Inner Circle digital diskutierten CDU-Politiker Friedrich Merz und Bestsellerautor David Goodhart über neue Eliten, alte Klischees und die Frage, wer für die Krise zahlen muss. Moderiert wurde die Live-Debatte von Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer.

Das gespaltene Land

In einer Sache waren sich CDU-Politiker Friedrich Merz und der britische Autor David Goodhart einig: wir leben in einer gespaltenen Gesellschaft. In seinem Bestseller ‚The Road to Somewhere‘ unterteilt Goodhart die westliche Gesellschaft in zwei konkurrierende Lager, die sich unversöhnlich gegenüberstehen: die globalen, mobilen ‚Anywheres‘ und die lokal verwurzelten, traditionell denkenden ‚Somewheres‘.


„Es gibt bereits eine Spaltung zwischen der gut gebildeten Elite, die sich immer Aufbrüche wünscht und denen, die Sicherheit und Stabilität brauchen und schätzen.“

David Goodhart, Bestsellerautor


„Corona wird in seinen sozialen und wirtschaftlichen Folgen die Spaltung in unserer Gesellschaft noch vertiefen“, warnte Merz.

Neue Prioritäten

David Goodhart zeigte sich optimistischer. Die neue Form der Anerkennung, die Supermarktverkäufer, Reinigungskräfte und Pfleger plötzlich erfahren, könne auch dazu beitragen, diese Trennung der sozialen Schichten zu überwinden, so der Journalist. Diese Anerkennung müsse sich jedoch auch in der Bezahlung bemerkbar machen, sagte Merz. 


„Ich habe die Hoffnung, dass wir vielleicht in unseren Gesellschaften lernen, dass billig nicht immer das Beste ist.“

Friedrich Merz, CDU-Politiker


Es sei an der Zeit, dass Staat und Gesellschaft ihre Prioritäten neu ordnen.


„Das Virus verbindet zwei Dinge: Den Blick in den Abgrund und die Hoffnung auf den Weg in eine bessere Welt.“

Jan Fleischhauer, Focus-Kolumnist und Moderator der Live-Debatte


Gewinner und Verlierer der Krise

„Dies ist die Stunde der nationalen Regierungen, nicht der UNO oder der EU“, stellte Goodhart fest. Als Gewinner dieser Krise sehe er sowohl die Konservativen, als auch die Grünen, da wir die Globalisierung in dieser Zeit einschränken und uns wieder traditionellen Werten zuwenden würden. „Die Corona-Krise ist eine historische Herausforderung für unsere politische Generation“, sagte Merz und verwies dabei auch auf das Ausmaß der sich ankündigenden Wirtschaftskrise. Von Verteilungskonflikten über Wohlstandverluste bis hin zu Insolvenzen und hoher Arbeitslosigkeit: die Folgen werden nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu spüren sein, so Merz.

Hier kann man sich die Live-Debatte nachträglich ansehen. Der nächste Focus Inner Circle digital findet heute Abend am 30. April statt. Designer Wolfgang Joop, Entwicklungsminister Gerd Müller und Mode-Unternehmerin Anita Tillmann diskutieren über die Zukunft der Modeindustrie. Die Live-Debatte wird um 19 Uhr auf dem Youtube- und Facebook-Kanal des Focus übertragen.

Der Focus hat seine Talkreihe Focus Inner Circle vorübergehend ins Netz verlegt. Seit Anfang April findet jeden Donnerstag um 19.00 Uhr eine Live-Debatte mit prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft statt. Von Dorothee Bär, Renate Künast und Friedrich Merz über Frank Thelen bis hin zu Wolfgang Joop: das neue Format beleuchtet die drängenden Themen in Zeiten der Krise aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.

The Road to Somewhere

David Goodharts internationaler Bestseller erschien erstmals in aktualisierter deutscher Ausgabe. "The Road to Somewhere. Wie wir Arbeit, Familie und Gesellschaft neu denken müssen." umfasst 340 Seiten und ist ab sofort im Handel sowie auf Millemari.de erhältlich.

PDF
Weitere Impressionen & Downloads

Friedrich Merz bei der Aufnahme des Focus Inner Circle digital letzten Donnerstag © Stefan Lange

Die Live-Debatte konnte mehr als 50.000 Aufrufe auf Facebook verzeichnen  © Hubert Burda Media

Cover von "The Road to Somewhere" © Millemari

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