Steffi Czerny und Maria Furtwängler holen Expert:innen aus Politik, Technologie, Wirtschaft und Kultur auf die DLD Nature Bühne, um Allianzen zu schmieden und gemeinsam an Lösungen für den Schutz der Biodiversität zu ar…
Optimism and Courage: Das Motto von DLD 2019 prangt auch am zweiten Konferenztag an den Wänden des vollbesetzten Saals, während Margot Edelman von der weltweit größten PR-Agentur die Ergebnisse des Edelman Trust Barometers auf der Bühne präsentiert: „Wir haben 33.000 Menschen in 26 Ländern zu verschiedenen Themen nach ihrem Vertrauen befragt. Vor allem im Wirtschaftssektor ‚Technologie‘ scheinen die Antworten widersprüchlich zu sein.“
Der Bereich „Technologie“ genießt das höchste Vertrauen innerhalb aller untersuchten Branchen, während technologischen Innovationen, die dieser Wirtschaftszweig hervorbringt, wie z.B. Künstliche Intelligenz oder Blockchain, eher misstraut wird. Das liege laut Margot Edelman wohl daran, dass den meisten diese Begriffe fremd sind. Hier müsse man mehr Aufklärungsarbeit leisten.
Eine gute Nachricht
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der Vorjahresbericht des Trust Barometers hat gezeigt, dass klassischer Journalismus sowie traditionelle Medien wie Print, Fernsehen oder seriöse Online-Newsplattformen an Vertrauen gewinnen. Im Vergleich zum letzten Trust Barometer zeigt die aktuelle Studie, dass weltweit das Vertrauen in Social-Media-Plattformen erneut um 30 Punkte gesunken ist.
In einer Zeit, in der Informationen ungefiltert auf uns hereinprasseln, besinnen sich die Menschen auf das, worauf sie sich schon immer verlassen konnten – dem Qualitätsjournalismus, der in Puncto Vertrauen Plattformen wie Google oder Facebook überlegen ist.
Kooperationen und Vertrauen
Kaum waren Margot Edelmans Zahlen und Fakten zum Thema Vertrauen verklungen, betrat Facebooks COO Sheryl Sandberg die Bühne und teilte mit dem Publikum ihre Gedanken zu diesem Thema. Seit ihrem letzten DLD-Auftritt 2012 ist einiges passiert – die Plattform hat durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre einiges an Vertrauen seiner Nutzer eingebüßt. Facebook würde immense Summen investieren, um die Plattform von Fake-Profilen und Hasstiraden frei zu halten, beteuerte Sandberg. „Die Zusammenarbeit mit Gesetzgebern und Regierungen ist uns besonders wichtig“, sagte sie und verkündete dann gleich eine weitere Kooperation.
Facebook will die Technische Universität München bei der Gründung eines neuen Instituts unterstützen, das sich mit ethischen Fragen rund um das Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen soll. Dafür stellt der weltweit größte Social-Media-Kanal rund 6,6 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem habe Facebook eine neue strategische Partnerschaft mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik vereinbart. Kooperationen schaffen Vertrauen – oder doch nicht? Was ist denn überhaupt Vertrauen?
„Vertrauen ist eine zuversichtliche Beziehung mit dem Ungewissen“, erklärte die Autorin Rachel Botsman in ihrem DLD-Vortrag „The Currency of Trust“. Botsman hat sich mit diesem Thema wissenschaftlich auseinandergesetzt und weiß, dass verlorengegangenes Vertrauen nicht einfach nur über Transparenz zurückgewonnen werden kann. Vielmehr müsse das, was man sagt, auch dem entsprechen, was man tut – und zwar kontinuierlich und über eine längere Zeit hinweg. Nur so könne man Vertrauen wiederaufbauen. Das gelte sowohl für zwischenmenschliche Beziehungen als auch für Kunden-Unternehmen-Beziehungen.
Vom Silicon Valley in die italienische Behörde
Von einer Beziehung ganz anderer Art wusste Diego Piacentini zu berichten. Der gebürtige Italiener versucht die Verwaltung in seinem Heimatland zu digitalisieren. Zuvor arbeitete Piacentini 16 Jahre lang als Vizepräsident bei Amazon und hat zusammen mit Jeff Bezos die Handelsplattform zu einem der Top-Tech-Riesen aufgebaut. Silicon Valley trifft auf italienische Behörden. Im Gespräch mit dem Burda-CEO Paul-Bernhard Kallen erklärte Piacentini, welche Überzeugungsarbeit er leisten muss. Auch hier ginge es immer wieder darum, Brücken zwischen den Welten zu schlagen und Vertrauen zu schaffen: „Ich habe gelernt zu verhandeln, auch wenn die andere Seite irrational ist“, sagte Piacentini lachend.
Auf die Frage, welchen Rat Piacentini Angela Merkel und dem Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Junker geben würde antwortete er: „Angela Merkel würde ich raten, einen sehr guten Nachfolgeplan zu machen und Juncker sowie die Europäische Regierung sollten mit gutem Beispiel vorangehen und sich als erste digitalisieren.“
Größer als Elektrizität!
„Künstliche Intelligenz wird größer als Elektrizität!“ Das rief Kai-Fu Lee von Sinovation Ventures dem Publikum von der DLD-Bühne zu. Künstliche Intelligenz (KI) sei bereits in vielen verschiedenen Bereichen im Einsatz und werde in den kommenden Jahren jede Branche durchdringen. Dieser Trend zeichnete sich - neben vielen anderen Themen - bei den meisten DLD-Vorträgen an diesem Tag immer wieder ab. Ob in der Luftfahrt oder der Medizin oder sogar in Bereichen wie Kultur und Kunst. Und immer wieder endeten die Diskussionen beim gleichen Thema: Vertrauen. Vertrauen, das Optimismus und Courage erst möglich macht.
Auch heute trendete #dld19 auf Platz 1 bei Twitter. Sheryl Sandbergs Vortrag wurde dabei erwartungsgemäß am heißesten unter den Nutzern diskutiert. Nutzen Sie auch morgen den Hashtag und diskutieren Sie mit!
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