Konzerndokumentation
10.12.2024

Das Datenmeer im Keller der Arabellastraße

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Hohe Regale, so weit das Auge reicht. Aktenordner, dicke braune Buchumschläge, weiße Mappen mit bekritzelten Etiketten. Es riecht nach altem Papier, wenn man den Keller betritt – erdig und leicht säuerlich; als würde man ein riesiges Buch aufklappen und die Nase tief hineinstecken. Der Raum ist still, kühl und fensterlos – und irgendwie beruhigend. Eine perfekte Umgebung, um Zeitzeugen aus Papier zu bewahren. Genau hier, in diesem unscheinbaren Kellerraum, befindet sich das Gedächtnis von Burda: Eine Sammlung aus historischen Zeitschriften, die über die letzten Jahrzehnte im BurdaVerlag erschienen sind. Zum Beispiel die erste Ausgabe von Bunte aus dem Jahr 1948. Einen alten Focus von 1993 bekomme ich zu Gesicht und auch eine frühere Elle, die ein besonders schönes Cover ziert.

Die Konzerndokumentation spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, wichtige Medien für die Geschichte von Burda zu erhalten. Das ist die Aufgabe von Sabrina und Martin, die die Zeitschriften sammeln, sortieren und an einem sicheren Ort aufbewahren – hier in den Regalen im Keller in der Arabellastraße. Seit diesem Jahr ist ihr Verantwortungsbereich noch einmal gewachsen: Um die Zeitschriften langfristig zu archivieren, hat das Team begonnen, sie zu digitalisieren.

Das Burda-Gedächtnis bewahren

Die Entscheidung für die Digitalisierung wurde nicht von heute auf morgen getroffen. Einen so großen Magazinbestand Seite für Seite einzuscannen, ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch kostspielig. Deswegen wurde sorgfältig überlegt, wie die Kosten gesenkt werden können. Die Lösung: das sogenannte Inhouse-Scanning, bei dem Burda das Einscannen der Zeitschriften selbst übernimmt, anstatt ein anderes Unternehmen zu beauftragen. Ein schöner Nebeneffekt der Digitalisierung ist, dass so Platz im Archiv gespart wird. Und es gibt einen weiteren Vorteil: „Es ist ein Risiko, die Zeitschriften im Archiv zu lagern, weil sie so zum Beispiel nicht vor Wasserschäden geschützt sind. Und auch der natürliche Papierzerfall durch Alterung schreitet voran“, ergänzt Sabrina die Liste der Gründe, die für die Digitalisierung der Hefte sprechen.

Bunte Goes digital

„Wir haben lange überlegt, mit welchem Burda-Titel wir die Digitalisierung starten sollen. Entschieden haben wir uns für die Bunte”, erzählt Sabrina. Die Bunte ist eine der wenigen Zeitschriften, die inklusive Sonderausgaben mit 10.000 Heften vollständig im Archiv vorhanden ist. Teilweise sind pro Heft sogar zwei- oder drei Ausgaben erhalten; das erklärt die hohe Zahl. Doch wie behält man bei dieser Menge an Zeitschriften und Seiten den Überblick? 

Ein Datenmeer

„Am Anfang war es etwas chaotisch. Wir waren überwältigt von den vielen Kisten im Keller, die nicht nur aus Bunte-Magazinen bestanden”, erzählt Martin. Mit einem System aus akribisch geführten Listen und viel Zeit konnten die beiden Licht ins Dunkel bringen; Kiste für Kiste wurde durchgeschaut. Nach einer Bestandsaufnahme wurden die Hefte von 10.000 auf 2.500 reduziert. „Wir haben geprüft, in welchem Zustand die Hefte sind und welche sich überhaupt für die Digitalisierung eignen”, sagt Martin. Dann wurde aufgelistet, welche Zeitschriften bereits gescannt wurden und welche Besonderheiten zeigten: Hier eine händische Notiz auf den Seiten oder dort etwas fleckiges Papier. Mittlerweile hat das kleine Team 1.400 Zeitschriften vollständig digitalisiert. Das entspricht, Seite für Seite aneinandergelegt, der Strecke von der Arabellastraße 23 bis nach Freising; also 39 Kilometer. Wenn mal alle Seiten gescannt sind, wäre theoretisch die Fläche des Starnberger Sees digital erfasst!

Ein Ende in Sicht? 

Begonnen hat das Team im April dieses Jahres – seitdem wandern immer mehr digitalisierte Seiten in das Datenmeer. Bei dieser aufwendigen Aufgabe werden Martin und Sabrina von sogenannten Scan-Operator:innen unterstützt. Das sind eigens angestellte Personen, die bei der Digitalisierung unterstützen. Für ein qualitätvolles Ergebnis werden Hochleistungsscanner verwendet, deren Farbgenauigkeit bedeutend besser ist als von gewöhnlichen Haushaltsgeräten. Und so gehen die Scan-Operatoren vor: Sie legen das Heft aufgeschlagen auf die Oberfläche, spannen eine Glasplatte darauf, um die Seiten zu glätten und drücken einen Knopf: Der Scan-Vorgang beginnt. Dieses Prozedere wiederholen sie Seite für Seite, Magazin für Magazin. Derzeit hat das Team ca. die Hälfte der 2.500 Bunte-Magazinen digitalisiert; bis Anfang 2025 sollen die restlichen Hefte folgen. Und was passiert im Anschluss? Die Seiten werden mit einer sogenannten OCR-Texterkennung versehen. Diese Technologie ermöglicht es, innerhalb des Dokuments nach bestimmten Begriffen zu suchen und so den Rechercheaufwand zu reduzieren. Denn: Anschließend soll die Bunte im Digital Asset Management (DAM) für alle Burda-Mitarbeitenden zugänglich gemacht werden.

In der Vergangenheit blättern

Inspirieren lassen von einer historischen Burda Moden? Im Focus von 2008 etwas zur Finanzkrise nachlesen? Im Archiv stöbern – das ist zukünftig für alle Burda Mitarbeitenden möglich, um die Vergangenheit neu zu entdecken – und daraus wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen. Ob wiederkehrende Trends, Inspiration für Innovationen oder ein tieferes Verständnis der Marken-DNA: Das Archiv gibt uns die Möglichkeit zu erforschen, wie die Vergangenheit die Grundlage für die Trends und Visionen von morgen schafft. Bis dahin hat die Konzerndokumentation aber noch einiges an Arbeit vor sich.

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