Wir haben hinter die Kulissen des Siegelgeschäfts des BurdaVerlags geschaut. Im Video erfahren Sie, wie die Focus Ärztelisten zustande kommen und warum sie ein relevanter Teil der Focus-DNA sind.
Die Missstände in den deutschen Krankenhäusern, die durch die Corona-Pandemie besonders schonungslos zutage kamen, gehen uns alle an. Denn viele von uns sind früher oder später, direkt oder indirekt, davon betroffen, wenn wir selbst oder unsere Angehörige mal in eine Klinik müssen.
Um als Medienunternehmen, das den gesamten Komplex der Gesundheitsthematik über Jahre zu einer journalistischen Kernkompetenz gemacht hat, auf diese Notstände aufmerksam zu machen, gab es gestern in der Münchner Burda Bar das erste „Forum Focus Gesundheit“, zu dem Oliver Eckert, BurdaForward-CEO und Co-CEO BurdaVerlag, (u.a. für Health) die Gäste begrüßte.
„Als führendes Medienhaus für das Thema Gesundheit haben wir bei Hubert Burda Media den Anspruch, nicht nur kritisch über Missstände, sondern auch konstruktiv über Lösungen zu berichten. Dazu suchen wir den Austausch mit den führenden Köpfen in Ärzteschaft, Apothekerschaft, Politik und Gesellschaft und bieten ihnen eine Bühne zum Meinungsaustausch. Das erste Forum Focus Gesundheit ist ein kleiner und gleichwohl wichtiger Teil dieser Gesamtstrategie.“
Oliver Eckert, BurdaForward-CEO und Co-CEO BurdaVerlag
Prof. Dr. Jochen A. Werner, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Essen, zeigte in seiner Buchvorstellung “So krank ist das Krankenhaus – Ein Weg zu mehr Menschlichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit in der Medizin„ (Klartext-Verlag, Essen, 2022) ein Systemversagen des Deutschen Gesundheitssystems auf, dessen Folgen sich immer weniger ignorieren lassen. Der “Medical Influencer“ berichtet darin von Pflegenotstand und Personalmangel, von Politikversagen, finanziellen Defiziten und verpassten Chancen der Digitalisierung, die Menschenleben kosten.
Der Essener Top-Mediziner, der in der Schule dreimal sitzenblieb und dem trotzdem eine beachtliche Karriere gelang, hat heute über vierzig Jahre Berufserfahrung. Er kennt die Zu- und Missstände in Gesundheitssystem und Krankenhauswesen aus erster Hand und er nennt die Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten offen und direkt.
„Um ein Krankenhaus zu verstehen, muss man ein Teil davon gewesen sein.“
Prof. Dr. Jochen A. Werner, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Essen
Seine Rezepte für unser krankes Gesundheitswesen klingen für manche schmerzhaft oder zumindest unbequem, versprechen aber dauerhafte Heilung, wie er den anwesenden Medienvertretern erklärte. Und Presse wie Öffentlichkeit müssten mithelfen, die Situation der Kliniken zu verbessern, denn das dürfe man nicht alleine der Politik überlassen. Seine Lösungsvorschläge:
Persönlich von der Thematik betroffen war auch Freundin-Chefredakteurin Anke Helle, deren Vater mit chronischen Schmerzen ins Krankenhaus kam, dort an Corona erkrankte und im Krankenhaus starb. Die Umstände dort waren erschütternd, die Pflege mangelhaft und die Pfleger selbst völlig überlastet. Eine einzige Ärztin war in einem fünfstöckigen Haus für Notfallpatienten zuständig. Und auch ein würdevoller Abschied von ihrem Vater war Anke dort nicht möglich, wie sie an diesem Abend eindringlich berichtete. Über diese traumatisierende Erfahrung schrieb die Journalistin mutig und schonungslos im Focus “Die vergessenen Toten“ (Ausgabe 51/2022), Focus Online und in der Freundin „Machen unsere Krankenhäuser krank?“ (Ausgabe 1&2 2023), um diesem wichtigen Thema mehr Reichweite und dadurch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
„Ich habe mich entschlossen, darüber zu schreiben, weil ich eine öffentliche Stimme habe. Ich empfinde es als meine journalistische Pflicht, auf dieses Thema aufmerksam zu machen, damit sich etwas verändert. Und ich bin dankbar, dass ich das große Burda-Netzwerk dafür nutzen kann. Es war eine Freude, mit den Kolleg:innen zusammenzuarbeiten. Denn gemeinsam können wir bei Burda mit unseren Medien und unseren Reichweiten viel bewegen und bleiben unserem Ziel, immer nah am Menschen zu sein, treu.“
Anke Helle, Freundin-Chefredakteurin
Auf den Artikel im Focus-Magazin und bei Focus Online bekam Anke hunderte Briefe und Mails. Menschen haben sich vernetzt und bildeten Selbsthilfegruppen, um ihre traumatischen Erfahrungen und ihre Trauer zu verarbeiten.
„Auch deshalb freue ich mich, dass Florian und sein Team von Focus Online jetzt nachfassen. Mit einer Themenwoche über Deutschlands kaputtes Gesundheitssystem – und einer Suche nach Lösungen. Die Kolleginnen und Kollegen sammeln Erfahrungsberichte und ich wünsche mir, dass noch sehr viel mehr Menschen den Mut fassen, davon zu erzählen, damit sich möglichst bald etwas verändert.“
Anke Helle, Freundin-Chefredakteurin
Mit dieser Themenwoche schafft Focus Online Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema und die Resonanz der Leser:innen ist riesig.
In der anschließenden Panel-Diskussion über den Status Quo des Deutschen Gesundheitswesens besprachen Daniel Bahr, Vorstandsmitglied Allianz Private Krankenversicherung, Prof. Dr. Vera Antonia Büchner, Professorin für Management im Gesundheitswesen, PD Dr. Dominik Pförringer, Orthopäde, Start Up-Advisor und Digitalisierungsexperte sowie Freundin-Chefredakteurin Anke Helle die komplexe Thematik mit dem Publikum. Viele beklagten die Hürden von Bürokratie und Datenschutz und äußerten die Sorge vor immer schlechterer medizinischer Versorgung.
Prof. Dr. Vera Antonia Büchner betonte, dass es nicht nur wichtig sei, neues Personal zu finden, das die Digitalisierung im Fokus hat, sondern auch, diese Menschen auch im Beruf zu halten. Darüber hinaus bräuchte es mehr Schnittstellen zwischen Medizin, Pflege und Verwaltung und interprofessionelle Kommunikation. Daniel Bahr kritisierte den komplizierten Verwaltungsprozess der Vergütung und forderte Pauschalen. Auch er plädierte für eine Zentren-Bildung sowie die sinnvolle Nutzung digitalisierter Patient:innen-Daten und bessere Kommunikation. Ebenso diskutiert wurden die strengen Voraussetzungen für das Medizinstudium.
„Ein 1,0 Abitur ist das denkbar schlechteste Selektionskriterium für einen guten Arzt.“
PD Dr. Dominik Pförringer, Orthopäde, Start Up-Advisor und Digitalisierungsexperte
Viel wichtiger seien bei allem Fachwissen, das den Ärzt:innen heutzutage überall und immer zur Verfügung steht, die sozialen und menschlichen Kompetenzen. Es gehe auch um Einfühlungsvermögen und Herzlichkeit.
Kommunikation ist der Schlüssel für Veränderungen: Und das Wichtigste sei, die Menschen im Gesundheitswesen bei diesen Veränderungsprozessen mitzunehmen, alte Hierarchien abzubauen und ihre innere Bereitschaft für eine kulturelle Transformation wie die Digitalisierung zu gewinnen. Denn, wie Prof. Dr. Jochen A. Werner das Forum Focus Gesundheit so treffend zusammenfasste: „Mit dem Smartphone in die Arbeit zu gehen, um dann analog zu arbeiten und von Station A nach Station B Faxe zu schicken, das kann einfach nicht sein.“
Hier können Sie die Aufzeichnung der Veranstaltung abrufen.